Kreislers Lieder rosten nicht: Kabarett im Kammerspielchen
Theater an der Westkotter Straße würdigt das jüngst verstorbene Kabarett-Genie Georg Kreisler mit einem musikalischen Abend.
Wuppertal. Ein Abend voll gepackt mit Ironie und schwarzem Humor — den gibt es derzeit im Kammerspielchen an der Westkotter Straße zu erleben. In der neuen Produktion von Roland F. Stürzebecher werden Texte und Lieder des kürzlich verstorbenen Kabarett-Genies Georg Kreisler aufgeführt.
Ganz nach dem Motto „Alte Lieder rosten nicht“ wird der Besucher auf eine Reise, durch das Leben und Schaffen des gebürtigen Wieners mitgenommen — insbesondere in seine Stadt, die Donaumetropole, die Kreisler oft besungen hat. So blickt beispielsweise Markus Griebenow durch die Augen Kreislers auf das alte Wien zurück und stellt sich dabei die Frage: „Wo ist die Zeit?“ Veränderung und Fortschritt sei für den Wiener nichts — und so findet er mit Kreislers Worten: „Ändern sollen sich die anderen, denn die anderen sind nicht wir.“
Griebenow steht aber nicht allein auf der Bühne. Mal an seiner Seite, meist aber allein vortragend sind auch Sandra Steinbacher und Michael Halbey zu hören. Abwechselnd erzählen sie aus Kreislers Leben und tragen seine Werke vor. Dem glitzernden Hintergrund der Bühne angepasst, tragen die Herren dabei silbern glitzernde Jacketts, die Dame ein blaues Paillettenkleid. Musikalisch begleitet werden die Drei von Ulrich Espenlaub am Keyboard. Ansonsten ist die Bühne bis auf zwei Barhocker leer. Requisiten, die gebraucht werden, bringen die Schauspieler mit oder sie sind bereits im Publikum verteilt.
Ohne Ausstattung, aber allein über die Stimme wirkt das „Tigerfest“, vorgetragen von Michael Halbey. Eine Party will er veranstalten. „Und ich lad euch alle herzlichst dazu ein.“ Und so berichtet das Lied davon, wie die Gäste sich wohlfühlen, feiern und tanzen. Und doch: „Dann lass ich die Tiger frei. Sie werden euch verspeisen, solange, bis keiner von euch über ist.“
Wortgewandtheit und das Spiel mit der Sprache sind die Hauptbestandteile von Kreislers Werkem, die nicht selten auch politisch verstanden wurden. Diese anspruchsvollen Thematiken bringen die drei Schauspieler mit nur wenigen Mitteln, aber viel Ausdruck rüber. Die nicht ganz hervorragenden gesanglichen Qualitäten werden dabei mit viel Charme, Leidenschaft und Engagement wett gemacht. Und so ergibt sich ein Abend ganz in Kreislers Sinne: „Denk ich an Gulasch in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht.“