Autor Christof Hamann: Schwindel am Kilimandscharo
Der Wuppertaler legt seinen Abenteuer-Roman „Usambara“ um einen bergsteigenden Großvater und Enkel vor.
<strong>Wuppertal. Zunächst war "Mondberg" als Titel für den neuen Roman geplant. "Das hatte mir aber eine zu esoterische Konnotation", erklärt Christof Hamann. Als nächstes stand "Kibo" zur Debatte. Aber nicht wegen der Ähnlichkeit mit dem berühmten Wuppertaler Rüsselnachwuchs, sondern weil ihm "Kibo" zu kurz war ("der Titel hört auf, bevor er anfängt"), fiel die Entscheidung letztlich auf "Usambara". Mit "Usambara" legt Christof Hamann, Wuppertalern als Mitorganisator der viel beachteten Literaturreihe "Zwischen Grenzen" bekannt, bereits seinen dritten Roman vor. "Ein moderner Abenteuerroman." Darin verwebt er kunstvoll zwei spannende, leichte und oft ironisch erzählte Stränge. Einerseits sind das die Erlebnisse des Afrika-Reisenden Leonhard Hagebucher, andererseits die seines Urenkels Fritz Binders. "Letzterer trägt als Postbote im Briller Viertel Briefe aus und liebt die Anekdoten über den unternehmungslustigen Großpapa." Unter anderem die, dass der Opa nicht bloß Erstbezwinger des Kilimandscharos war, sondern bei dieser Expedition auch das Usambaraveilchen entdeckte. Elegant balanciert Hamann, 1966 am Bodensee geboren, zwischen Fiktion und Wahrheit. "Ich nehme Fakten als Material, setze literarische Figuren ein und erfinde", erklärt der Autor seine Vorgehensweise. Gegen Ende der 259Seiten starken Geschichte rücken beide Erzählstränge ganz nah aneinander. Auch der in Wuppertals Nordstadt lebende Fritz will zum Kilimandscharo, sogar im Laufschritt - nämlich als Bergläufer - um des Ahnen Spuren zu erforschen. "Was aber von des Urgroßvaters Lehnstuhl-Erzählungen, weitererzählt von der Mutter, wahr ist und was nicht, dürfen Fritz und der Leser allein herausfinden." Das ist eine der Fragen, die Hamann besonders umgetrieben hat: "Was bedeuten Familiengeschichten? Vor allem, wenn sie sich beim Erzählen wie beim Stille Post’-Spielen verändern?" Außerdem überlegte er, der "von Klein auf gerne Abenteuerromane las", wie sich heute ein Abenteuerroman erzählen ließe. Das Ergebnis ist "Usambara", packender Lesestoff. Eigene Erfahrungen des Bergsteigers Hamann ("allerdings gehe ich die Sache nicht so exzessiv wie Fritz an") fanden im Buch ihren Platz. So sein Kilimandscharo-Erlebnis 2004. "Mir bleibt die Erinnerung an reales Schwindelgefühl und dass ich keine Luft mehr bekam." Für den romantischen Sonnenaufgang, ein imposantes Naturschauspiel, blieb da kaum Muße. "Das damals erlebte atmen, Luft holen, die Angst, keine Luft mehr zu bekommen" spiegelt sich als Wortkaskade im Roman wieder. Und um so manches aus der Tierwelt beschreiben zu können, recherchierte er im Wuppertaler Zoo. Was es mit Scheitern und Erfolg von Leonhard, Fritz und dessen Liebe Camilla (sie lebt in Unterbarmen) auf sich hat, überlässt Hamann mittels einem Kunstgriff seinen Lesern.
Bücher von Hamann
Usambara, Steidl Verlag, Göttingen 2007, 259 Seiten, 18 Euro.
Warschauer Lapidarium, in Zusammenarbeit mit seiner Ehefrau Susanne Catrein verfasst, erschienen bei Edition XIM Virgines, Düsseldorf 2007, 128 Seiten, 14,90 Euro.