Biblische Zeiten im Langerfelder Leo-Theater
Maria Magdalena: Die Inszenierung der Geschichte der Jünger Christi von Axel Hinz bietet alles, was gutes Theater ausmacht: einen Konflikt, Emotionen und Geschlechterkampf.
Wuppertal. Ein Stück über zwei biblische Gestalten? Richtig groß war der Andrang im Leo-Theater nicht bei „Maria Magdalena“. Dabei steckt in dem Stück von Axel Hinz alles, was gutes Theater ausmacht: ein großer Konflikt, Emotionen, das Gegenspiel zwischen Mann und Frau. 2006 hatte der junge Autor und Regisseur das Stück über die Jünger Christi für sein „Schauspiel im Denkmal“, das in alten Festungen und Gemäuern spielt, geschrieben. Thorsten Hamer, der vergangenen Sommer in Koblenz bei Axel Hinz mitwirkte, holte Stück und Regisseur nun nach Langerfeld.
Teils in Monologen, teils in Dialogen führen die beiden Figuren die Handlung fort. Mit großer Intensität spielt Ivona Puseljic die Maria Magdalena, die ganz von der Verkündung erfüllt ist. Stockend schildert sie, wie sie das leere Grab Jesu sieht und ihm anschließend selbst begegnet. Voller Glück erzählt sie von der Wanderschaft mit Jesu und der Gemeinschaft unter den Jüngern. So sieht sie ihren Auftrag: Weiter durchs Land ziehen, Kranke heilen und Jesu Wort verkünden.
Petrus hingegen wirkt von Anfang an zerrissen zwischen dem Glauben an Jesus Botschaft und dem eigenen Wohlergehen. Mit zerstruwwelten Haaren sitzt Thorsten Hamer am Tisch, unschlüssig. Petrus leugnet zu Beginn seine Jüngerschaft, sucht pragmatisch nach dem nächsten Schritt, fungiert als Wortführer der großen Schar von Jüngern. Seine Idee: Die Wortgewandtesten sollen die Gleichnisse und Ideen von Jesu aufschreiben, um sie weiter verbreiten zu können.
„Nur das gesprochene Wort findet in die Herzen“, hält ihm Maria Magdalena entgegen und deckt sofort Ungenauigkeiten im Geschriebenen auf. Empört reagiert sie darauf, dass Frauen — vorher gleichberechtigt unter den Jüngern — in den Schriften kaum noch erwähnt und auch nicht als Apostel gewählt werden. Aus dem Innersten getrieben verbrennt sie in einer großen Schale eine Seite nach der anderen.
Es ist ein großartiger Moment, als Petrus, der vorher immer die Schrift verteidigt, Maria Magdalena berührt, und dadurch im Sinne einer Heilung plötzlich seinen Irrtum erkennt. Nur schade, dass die passende Musikergänzung bei der Premiere an der Technik scheiterte. Sowohl als Autor als auch als Regisseur hat Axel Hinz einen mitreißenden, dichten Theaterabend geschaffen, der zum Nachdenken anregt.
Ensemble: Fünf von fünf WZ-Punkten
Regie: Fünf von fünf WZ-Punkten
Bühne: Drei von fünf WZ-Punkten