Bilderbücher, über die auch Erwachsene kichern

Der Peter Hammer Verlag hat tanzende Vampire, grübelnde Teenies und sympathische Weltverbesserer im neuen Programm.

Foto: Peter Hammer Verlag/Frank Dora - photoprop (1)

Wuppertal. „Im Jubiläumsjahr habe noch einige Titel draufgelegt“, sagt Monika Bilstein lächelnd. 50 Jahre wird der Peter Hammer Verlag jetzt alt, deshalb hat die Leiterin „drei bis vier Bücher mehr ins Programm“ genommen: „Es gab so viele tolle Projekte.“ Wie Nadia Buddes Trilogie: Ihre drei Bilderbücher mit liebenswürdig borstigem Personal sind jetzt in einem Band für 20 Euro vereint: „Borsten, Bart und Beckenrand“.

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Wir stellen einige Bücher aus dem neuen Herbstprogramm vor, das Bilderbücher, Gedichte für Kinder, ein originelles Jugendbuch sowie Lesestoff für Erwachsene bietet. Wobei die Trennung in große und kleine Leser längst nicht mehr greift: „Die Bücher von Wolf Erlbruch oder Nadia Budde verschenken auch Erwachsene gern untereinander“, sagt Bilstein.

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Die hätten wahrscheinlich auch Spaß an Arne Rautenbergs Gruselgedichten für mutige Kinder: „Unterm Bett liegt ein Skelett“. Wenn rosa Vampire zum Blutsaugen kommen, während das Skelett fürs Ballett morgens früh ins Tütu schlüpft, müssen nicht nur Kinder ab fünf Jahren kichern.

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Das gilt auch für „Tausend Dummheiten“, eine erfrischende Geschichte des vor zwei Jahren verstorbenen Jürg Schubiger. Eva Muggenthaler hat mit überbordend vielen, liebevollen Details die Erlebnisse des kleinen Teufels Luzi illustriert, der die Dorfkinder zu 1000 Dummheiten anstiften soll, bevor er in die Hölle zurück darf. Doch nach 900 Streichen wollen die Kinder viel lieber, dass Luzi dableibt, und werden ganz brav.

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Der strubbelige Linus ist faul und auch sonst ganz anders als die adretten Bären im Ort. Deshalb jagen sie ihn fort. Doch in Hanna Jansens Geschichte ist „Linus im Glück“ (ab 4), weil er nach dem Rauswurf eine Höhle findet, sich dort im gemütlichen Chaos einrichtet und die reisenden Bären seine lakonische Weisheit bewundern.

„Warum kenne ich mich eigentlich selbst so schlecht, obwohl ich rund um die Uhr mit mir zusammen bin?“, fragt sich Viola in „Pssst! (für Mädchen ab 10). „Man liebt ja alle seine Bücher“, sagt Monika Bilstein, „aber bei diesem habe ich ein besonders gutes Gefühl, dass es Aufmerksamkeit erregen wird.“

Denn ausgefallen und warmherzig zugleich schaut Autorin Annette Herzog in die Seele von Viola, die sich fragt, warum früher alles so einfach war und jetzt alles kompliziert erscheint — mit der besten Freundin, dem Spiegelbild und den Jungs. Die Dänin Katrine Clante setzt die Pubertäts-Geschichte in witzige und variantenreiche Comicstrips und einige Pinnwand-Ansichten um. Im vorigen Jahr hat sie dafür den dänischen Kulturpreis für Illustration bekommen.

„Wir haben ja nicht dauernd neue Sachbücher im Programm, aber dies ist mal wieder eins der besonderen Art“, sagt Monika Bilstein. Die Essener Autorin Bettina von Clausewitz porträtiert in „Wer, wenn nicht wir“ zwölf „Weltverbesserer und Querdenker“ (so der Untertitel). Bekannte Aktivisten wie der kürzlich verstorbene Rupert Neudeck und Monika Hauser, die Gründerin von Mondo Medicale, aber auch unbekanntere wie die Öko-Unternehmerin Sina Trinkwalder erzählen, was sie antreibt, und machen nebenbei Mut, gegen den Strom zu schwimmen. Sympathisch und ohne Missionierungsdrang.