Christine Hummel: Die Lieblingsgedichte der Literaturexpertin

Christine Hummel ist lyrischen Bekenntnissen auf der Spur.

Wuppertal. Die Idee zu ihrer Gedichtsammlung hatte Christine Hummel, als sie zusammen mit ihrem Kollegen-Freund Stefan Engelberg in einem Café an der Luisenstraße saß. Grau und verhangen war der Tag. "Und so fingen wir an, gegenseitig Gedichte zu rezitieren", erinnert sich die Literaturwissenschaftlerin und Dozentin.

Aus der Spielerei wuchs die Idee, sich systematisch mit dem Thema zu beschäftigen. Das Ergebnis ist eine Anthologie namens "Der weiße Nebel wunderbar", umfasst über 80 lyrische Einlassungen und wurde jetzt in der Galerie Weißes Haus als Veranstaltung der Gedok (Verband der Gemeinschaften der Künstlerinnen und Kunstförderer) vorgestellt.

"Nebel hat unterschiedliche Funktionen", fast Hummel ihre Recherche-Ergebnisse zusammen und verweist auf verhüllende Momente, darauf, wie anders der Frühlingsnebel im Vergleich zu den schweren Schwaden von Herbst und Winter dargestellt wird, und auf Paul Celan: "Er hat kein einziges Nebel-Gedicht verfasst." Else Lasker-Schüler, Heinrich Heine, Mascha Kaléko, Günter Grass, Ernst Jandl und Friederike Mayröcker sehr wohl.

Bei der Buchvorstellung stellte Hummel Beispiele dieser "ungewöhnlichen Nebelgedichte" vor. Den Anfang machte sie mit Sarah Kirschs "Begrenztes Licht" und "März", wobei sie letzteres wegen der Schlusszeile "...wenn es das Wort Gras rückwärts liest oder Leben" gleich zwei Mal vortrug.

Diese Lyrik hatte sie nicht allein wegen des Wohlklangs oder Inhalts ausgewählt. Das Besondere ist, dass die Wuppertalerin Alexa Reckewitz, diplomierte Kommunikationsdesignerin, sie quasi illustriert hat. Zu Peter Huchels "Wintersee", Christian Morgensterns "Nebel am Wattenmeer" und weiteren 14 Stücken hat sie Papierskulpturen kreiert. Ob papiernes Fischlein ("Wintersee") oder dynamischer Papierbogen (Goethes "Erlkönig"): Immer sind die Zeilen als strukturierte Wortbänder Form geworden, die sie zu dreidimensionalen Arbeiten gestaltet.