Heiner Louis - ein neuer Manager fürs Sinfonieorchester
Heiner Louis wechselt 2009 vom Rheingau Musik Festival nach Wuppertal.
Wuppertal. Heiner Louis ist noch gar nicht da. Zumindest nicht offiziell. Doch schon jetzt singt Toshiyuki Kamioka ein Loblied auf den Wunschkandidaten, der beim Sinfonieorchester bald hinter den Kulissen den Takt vorgeben soll: "Wir könnten tausendmal proben. Wichtig ist, dass wir jemanden haben, der es verkaufen kann." Wuppertals Generalmusikdirektor wählt den Konjunktiv - weil er weiß, dass die städtischen Musiker so viele Proben gar nicht nötig haben. Wohl aber den Mann, der das Ergebnis vermarktet. Der heißt Heiner Louis, ist 41Jahre alt und nach dem ersten Schock froh, in Wuppertal eine neue Heimat zu finden.
"Ganz ehrlich: Als ich das erste Mal hier war, war ich erschrocken", sagt der künftige Orchesterdirektor. "Wuppertal ist eine Stadt für den zweiten oder dritten Blick." Und so hält er es mit Tanz-Ikone Pina Bausch, die "ja gesagt hat, dass Wuppertal keine Sonntags-, sondern eine Alltagsstadt ist. Das passt also. Ich möchte meine Lebensqualität im Alltag finden - und nicht im Urlaub." Den sollte er vor dem 1. Februar nehmen, denn dann beginnt sie: die neue Manager-Ära beim städtischen Orchester.
Louis, der das "S" am Ende seines Namens in französischer Manier nicht ausspricht, erhält einen Vier-Jahres-Vertrag und wird Nachfolger von Michael Traub, der "Ruhe ins Orchester brachte und damit ein kontinuierliches Arbeiten möglich gemacht hat", wie Oberbürgermeister Peter Jung bemerkt.
Traub ist jedoch "leider Beamter", wie Kamioka erklärt. "Er hatte sich im Saarland für zwei Jahre beurlauben lassen", um Wuppertals Musiker zu vermarkten. Anerkennung von außen und viel Jubel brachte vor allem die Japan-Tour 2007 ein, bei der Traub im Hintergrund die Fäden zog. Nun spreizt ein "Neuer" die Finger, als ob er es kaum erwarten könne, im Tal mit anzupacken.
"Ich bin sehr, sehr glücklich", sagt Kamioka. Kein Wunder: Louis war sein persönlicher Wunschkandidat. "Ich habe nicht geglaubt, dass ich ihn kriegen kann. Ich wollte ihn unbedingt haben." Und er wird ihn bekommen: Ab Februar 2009 soll der neue Direktor das Spitzenorchester überregional (noch) bekannter machen.
Bevor er die Schlüsselposition antritt, hofft er erst einmal auf ein Schlüsselerlebnis bei der Wohnungssuche. Louis, der mit einer Musikerin verheiratet ist, sieht’s mit einem Augenzwinkern: "Wir suchen im Moment eine Wohnung - was mit einer Pianistin nicht sehr einfach ist..." Louis selbst spielt ebenfalls Klavier, kocht gern und freut sich schon darauf, "den Metzger meines Vertrauens zu finden". Und natürlich einen neuen Weinhändler. Denn der gelernte Industriekaufmann ist "gebürtiger und überzeugter Pfälzer".
Bevor er Musikwissenschaft, Germanistik und BWL in Bonn studierte, hatte er eine Ausbildung in einer Brauerei absolviert: "Mein Vater wollte, dass ich erstmal was Anständiges lerne." Nun kann er also mit bestem Fachwissen auf seine neue Herausforderung anstoßen.