Christoph Iacono: Wo sein Flügel steht, ist seine Heimat

Von der Heydt-Preis: Der Förderpreisträger (38) reist viel für seine Engagements, doch er hängt an seiner Wohnung in Unterbarmen.

Wuppertal. Ohne Plan geht bei Christoph Iacono gar nichts. Grün ist der "Gestiefelte Kater" am Thalia Theater Hamburg auf der Liste markiert, Gelb die "Dreigroschenoper" am Oldenburgischen Staatstheater, Rot "Der Hauptmann von Köpenick" am Ernst Deutsch Theater Hamburg. Dazwischen Gastspiele oder Einzel-Auftritte mit Freunden.

Der Förderpreis-Träger des Von der Heydt-Kulturpreises reist viel umher und steht dennoch zu seiner Heimat Wuppertal. "Bei mir herrscht eigentlich immer Chaos - deshalb ist mir meine Wohnung hier in Unterbarmen wichtig." Wo sein Flügel steht, ist für den 38-Jährigen Heimat. Um das Instrument in die Wohnung zu bekommen, ließ er sogar ein Fenster ausbauen und bestellte einen Kran.

Nach dem Abitur am Fuhlrott-Gymnasium begann der Cronenberger ein klassisches Pianisten-Studium bei Martin Dörrie in Hannover. "Da habe ich mir das Ziel gesetzt, dass ich mein Geld damit verdienen will, selbst zu spielen und nicht nur zu unterrichten", erzählt der Musiker. Schon früh faszinierte ihn die freie Szene in Wuppertal. "Wegen Kowald bin ich einmal pro Woche von Hannover gekommen." Er guckte alle Stücke von Pina Bausch und so war es nahe liegend, dass Iacono bald in einer Inszenierung einer freien Tanzgruppe in Hannover mitwirkte.

Als er den Regisseur K.D.Schmidt kennen lernte, kam der Durchbruch. "Der hat mich überall hin mitgenommen, durch ihn bin ich an viele Häuser gekommen." Je nach Wunsch des Theaters und des Regisseurs spielt Iacono fertige Stücke, sucht alte und neue Schlager aus Datenbanken heraus oder erfindet völlig neue Musik. "Der Regisseur erzählt mir, was für eine Stimmung er haben will, und ich improvisiere dann etwas. Wenn ihm das gefällt, schreibe ich das später auf."

Iacono studiert die Lieder auch mit den Schauspielern ein und leitet kleine Bühnenorchester. Manche Vorstellungen, die er dirigiert, dürfen nur nach seinem Terminkalender auf den Spielplan gesetzt werden - bei anderen hingegen, bei denen die Musik vom Band kommt, ist seine Arbeit mit der Premiere fertig.

Nebenbei spielt er zusammen mit Regina Advento Bossa Nova oder konzertanten Tango mit der Gruppe "Libertango", mit der er gerade beim NDR eine CD aufgenommen hat. Einen großen Traum hat sich der Pianist erfüllt, indem er seit 2002 in Pina Bauschs "Palermo, Palermo" auftritt. Damit ist er ab Mitte Januar wieder auf der Wuppertaler Opernbühne zu sehen.

Dann zieht er mit Ehefrau Johanna und seinem sieben Monate alten Sohn Leander Isai aus der Theaterwohnung im Norden zurück nach Wuppertal. Ob er seinen Hauptwohnsitz hier behält, weiß Iacono noch nicht: Seine wichtigsten Engagements erwarten ihn auch in den nächsten zwei Jahren in Hamburg und Oldenburg.