Das Kulturbüro soll die freie Szene unterstützen und ist selbst von der Coronakrise betroffen Arbeiten im Homeoffice zwischen Projektförderung und Veranstaltungsstau
Das Kulturbüro soll die freie Szene unterstützen und ist selbst von der Coronakrise betroffen.
Als der corona-bedingte Lockdown im März kam, ging es zunächst darum, Stabilität und Normalität aufrechtzuerhalten, erinnert Bettina Paust. Die Leiterin des Kulturbüros kümmert sich im Auftrag der Stadt um die freie Kulturszene Wuppertals. Mit Infos, Geld und großem Herzen. Das städtische Kulturamt ist zudem Veranstalter. Die Mitarbeiter wurden aus ihrer Arbeit von jetzt auf gleich herausgerissen: „Seit März sind wir im Homeoffice“, erklärt sie, was nicht weniger, aber anders arbeiten bedeute. In ihre Büros im Elberfelder Rathaus ist die Corona-Hotline eingezogen.
Am Anfang herrschten Ohnmacht und Ahnunglosigkeit. Konkrete Fragen kamen erst später, zusammen mit den Lockerungen, die ab Mai in enger Taktung vom Land verordnet wurden. Paust: „Wir haben dabei festgestellt, dass Teile der freien Szene sehr gut informiert sind, die haben uns auch mal Tipps gegeben. Während ein anderer Teil gar nicht in Erscheinung trat.“ Damals intensivierte das Kulturbüro seine Arbeit auf der Website, baute neue Rubriken ein, die zum Beispiel über die Soforthilfeprogramme von Land und Bund berichten. Gleichwohl, so Paust selbstkritisch, könne die Website noch mehr als Informationsplattform wahrgenommen werden. Damals intensivierte sich auch die Zusammenarbeit mit der Szene, die ihren sichtbarsten Ausdruck im EinTopf-Projekt findet.
„Viertelklang“ erst wieder
im September 2021
Der ersetzt bislang auch einen eigenen städtischen Notfallfonds. Nicht aber die eigenen Bemühungen um finanzielle Unterstützung. Mit dem Erfolg, dass im Moment 20 300 Euro bereitgestellt werden, die in den EinTopf fließen sollen. Paust: „Der Kulturausschuss hat beschlossen, 10 300 Euro aus dem Budget des Kulturbüros, die durch abgesagte Veranstaltungen zusammenkommen, sowie 10 000 Euro aus dem Budget der Bürgerbeteiligung zur Verfügung zu stellen.“ Die von der SPD bereits zugesagten Gelder durch eine Umwidmung des Von der Heydt-Preises 2020 dagegen stehen nicht fest. Paust: „Das Kuratorium des Preises muss darüber noch befinden.“ Ebenfalls nicht in trockenen Tüchern ist der verkündete Solidaritätszuschlag auf nicht ermäßigte Eintrittskarten der Wuppertaler Bühnen.
Fest steht dagegen die Projektförderung, die das Kulturbüro unabhängig von der Ungewissheit gewährte, ob beantragte Veranstaltungen im zweiten Halbjahr überhaupt stattfinden können. Paust: „Wir waren vielleicht das erste Kulturamt, das seine Förderzusagen bestätigte und kein Geld zurückgefordert hat, damit die Künstler auch ihre Projekte planen können.“
Nicht gerettet werden konnte die Kunst- und Museums-Nacht, die nun erst wieder 2022 stattfindet. Und der „Viertelklang“, der im September Unterbarmen erklingen lassen sollte. Das fertige Programm wurde auf das nächste Jahr verschoben. Eine Teilrettung soll die Literaturbiennale erfahren, die das Thema „Berührungen. Tier – Mensch – Maschine“ hat und eigentlich im Mai über die Bühne gehen sollte. Im November soll sie in abgespeckter Fassung nachgeholt werden. Inklusive Ehrung der diesjährigen Preisträger. Philipp Böhm erhält den Hauptpreis für seine Erzählung „Playhaouse“, den Förderpreis bekommt Astrid Gläsel für ihre Erzählung „Einander Gutes tun“. Das Programm sei fertig, so Paust, derzeit werden nur noch die Veranstaltungsorte bestimmt.
Vielleicht sind die Mitarbeiter dann auch wieder analog tätig –– in ihren Räumen im Rathaus. mws