Ausstellung Skulpturen und Malerei ergänzen sich sinnvoll

Wuppertal · Bildhauerin Judith Wohlgemuth wie auch die Malerin Andrea Franke stellen derzeit ihre Werke in der Backstubengalerie aus.

Judith Wohlgemuth (Skulpturen)  und Andrea Franke (Malerei) stellen in der Backstubengalerie aus.

Foto: Fischer, Andreas

Zwei Künstlerinnen, die zueinander passen, bestreiten die aktuelle Ausstellung in der Backstubengalerie. So sehen jedenfalls die Bildhauerin Judith Wohlgemuth wie auch die Malerin Andrea Franke das Verhältnis zum Werk der anderen. Unter dem Titel „organisch/an-organisch“ ist das in Sabine Kremers und Karin Schwertners Galerie teils schnell zu erkennen, teils zeigt es sich nach freundlicher Erklärung.

Das Motto der Austellung haben die zwei diesmal selbst gewählt – wohl nicht zuletzt weil ihr Schaffen schon Passendes hergab. Am vielleicht deutlichsten springt das Organische dabei an einer Bilderreihe in den Blick, die Franke eigens zur Schau gemalt hat: Dieses „Weltall“ zeigt nicht etwa leblose Weiten, sondern ein Panorama voll Vitalität.  Jutta Höfel führte in die Ausstellung ein, sie  sieht dieses Universum „durchwuchert von einer überdimensional rankenden fiktiven Flora und Fauna mit Stengeln, Sprossen, Knospen und Früchten“.

Ein einige Jahre altes Werk wie „Prana“ von Wohlgemuth stand für das Thema schon bereit. Das Begriffspaar im Titel ist in dieser Skulptur aus italienischem Alabaster gleich doppelt durchgespielt: Unbelebtes Material in lebendiger Form und umgekehrt. Denn die fast körperlichen Wölbungen brechen die Kühle des Gesteins sinnlich auf, während für den Sockel das Umgekehrte gilt – sein Holz aus dem Meer atmet Natur und ist doch streng quadratisch.

Malerin Franke schätzt den Wechsel, und das wirkt sich sichtlich auch aufs Temperament aus: Anders als besagte Panoramen kommt eine Reihe Meeresbilder dezent und still daher. Und das maritime Motiv selbst erfährt gegenüber eine ganz andere Gestaltung, wo etwa eine einzelne Welle stark mit Farbigkeit lockt. „Das ist recht einfach gemacht“, sagt die Malerin zum bunten Zyklus – es entspanne nach Aufwändigerem wie den Stillleben, die etwa ein Buch und darauf eine Schnecke zusammen führen. Geistiger Gehalt, scheint es, trifft hier physische Spannung, so langsam sie auch ist.

Die Vorgehensweise der Künstlerinnen ähnelt sich

Zu sagen und zu zeigen haben also beide einiges zum titelgebenden Gegensatz. Dass auch die Vorgehensweise beider sich gleicht, der Weg zum Werk also, ist dann eine Analogie, die die Künstlerinnen gern am Objekt ausführen. Die Skulptur „Wirrungen“ ist wendungsreich gebaut – und dabei vom Material inspiriert: „Ich ging vom Stein aus“, beschreibt Wohlgemuth ihren Ansatz; eine Kante etwa fand sie vor und führte sie dann bewusst als Formelement weiter. Und auch Franke zeigt sich offen fürs Verfolgen einer Richtung, die der Stoff gewissermaßen vorschlägt: Unregelmäßigkeiten in der Malfläche hat sie aufgegriffen und gezielt eingebaut. Das erinnert an ihren Umgang mit Ungeplantem, den sie auch als Kunstlehrerin ihren Schülern empfiehlt: Ist etwa der Farbauftrag einmal dicker geworden als gewollt, nutzt sie das kurzerhand  und erzielt einen plastischen Effekt.

Zwei Künstlerinnen, die für Jutta Höfel „inhaltlich und formal unsere Vorstellungen unbelebter und belebter Natur umspielen“ und uns „in ein dichtes Geflecht wechselseitiger bildnerischer Verweisungen ziehen“.