Filmemacher Am liebsten lässt er die Kunst für sich selbst sprechen
Wuppertal · Der Wuppertaler Filmemacher Baudenbacher porträtiert am liebsten Künstler.
Die großen marmornen Körper glänzen im Scheinwerferlicht, die Kamera geht mikroskopisch nah an sie heran, zeichnet jede Maserung nach. Der Schriftzug einer Neonreklame zieht durch das Bild. Dazu sind undefinierbare Klänge zu hören oder herrscht Stille. Gute achteinhalb Minuten lang ist der Experimentalfilm von Michael Baudenbacher, dessen „Hauptakteure“ die fünf Marmorskulpturen sind, die Eckehard Lowisch für die Nischen am Vohwinkeler Bahnhof geschaffen hat. Beim Motionart Videofestival Schwerte wird er derzeit gezeigt, nimmt am Wettbewerb teil, der am 26. November mit der Bekanntgabe der Gewinner (1. bis 3. Preis) endet. Der 55-jährige Baudenbacher ist Filmemacher in Wuppertal, ist in der Kunstszene der Stadt verwurzelt, setzt Kunst und Künstler filmerisch in Szene.
„Five by Night“, so der Titel des Skulpturenfilms, entstand, weil der Bildhauer Lowisch Baudenbacher zu einer Gruppenausstellung im Rahmen der Kulturtrasse 2017 in die Kunststation im Vohwinkeler Bahnhof eingeladen hatte. „Es sollte dokumentiert werden, wie aus dem Unort Bahnhof ein Wohlfühlort wird“, erklärt Baudenbacher, der sich die fünf Säulen aussuchte. Eine Nacht lang fing er Bilder und Töne vor Ort ein, schuf daraus eine Bildercollage, die er mit einem Soundteppich unterlegte, der die Ruhe und die Störungen des Ortes durch Fußgänger, Autos oder Züge verfremdet wiedergibt.
Das aktuelle Projekt des Medienkünstlers befasst sich mit dem in Wuppertal lebenden Maler James Rogers, sein längstes widmete er 2017 Klaus Rinke. Ein 45-minütiger Lowbudgetfilm, den er zusammen mit Marlene Baum in Rinkes Atelier in Österreich, in Linz, aber auch Düsseldorf und Wuppertal drehte, wo Objekte des Künstlers stehen. „Am liebsten arbeite ich wort- und musiklos“, erklärt Baudenbacher, der bei seinen Porträts die Arbeiten oder die Künstler selbst sprechen lässt. „Damit es so pur wie möglich ist.“ Die Digitalisierung kommt ihm dabei entgegen, hat seine Arbeit einfacher und leichter gemacht. Gleichwohl bewahrt er seine Super-8-Film-Schätze und alten Kameras aus der analogen Zeit auf – der Nostalgie wegen.
Ein Horrorstreifen weckte
das Interesse am Filmen
Ein Super-8-Projektor samt einiger Filmrollen ebnete auch seinen Weg zum Film, als Baudenbacher zwölf Jahre alt war. Auf einer Filmrolle war „Das Grab der Mumie“. Nachdem er den Horrorstreifen gesehen hatte, „konnte ich drei Nächte nicht schlafen“. Eine beeindruckende Erfahrung, die den jungen Baudenbacher dazu brachte, für eine Kamera zu sparen. Mit der filmte der mittlerweile 14-Jährige dann seine ersten Kurzfilme. Nach dem Abitur absolvierte er eine Ausbildung zum technischen Assistenten für Gestaltung und verwirklichte seine ersten Video-Projekte.
Von 1986 bis 1992 schloss er ein Studium der Visuellen Kommunikation bei Professor Adolf Winkelmann an der FH Dortmund an, nahm Industrie- und Kunstfilme, Multimediainstallationen oder Musikvideos - meist mit Freunden, Studienkollegen oder Künstlern - auf. Er organisierte das Wuppertaler Kurzfilmfest (1991 bis 93), drehte sein erstes Künstlerporträt mit Holger Bär und seinen digital paintings, für das er 1990 den deutschen Spezialpreis beim Tokio Video Festival erhielt. Eine Auszeichnung, die ihm ebenso wichtig ist wie der Publikumspreis, den er beim Kurzfilmfest erhielt und die Teilnahme mit seiner Abschlussarbeit „Das Bett“ am Filmfestival Max Ophüls Preis 1993. Weitere Produktionen folgten und eine mehrjährige Pause: Von 1997 bis 2012 erstellte er mit seiner Kölner Craxx Mediaproduktion, die er mit drei Kollegen gründete, Filmtrailer für Super RTL. Eine faszinierende und lukrative Arbeit – dennoch fehlte ihm die Arbeit mit Künstlern und Kunst.
Über den Galeristen Jürgen Grölle lernte er die Kunsthistorikerin Baum kennen, drehte mit ihr 2012 „Rosskur“, einen 30-minütigen Film über Pferde in der modernen Kunst. Es folgten Klaus Rinke, Paul White, Lowisch.Baudenbachers Film ist noch nicht zu Ende.