Schwarzbach-Galerie „Vom einen zum anderen“ - Sechs Frauen zeigen ihre Textilkunst

Die Gruppe „roter Faden“ stellt in der Schwarzbach-Galerie aus. Heute widmet sich die Gruppe, Mitglied in der Patchwork-Gilde, neben der traditionellen auch der freien Quiltkunst.

Regina Wicke, Marina Fleer, Annette Vattl, Margit Amann-Glembotzki, Liesel Dobratz und Britta Pandel-Rood (v.l.). Foto: Gerhard Bartsch

Foto: Bartsch,G. (b13)

Exponate fasst man nicht an – das ist bekannt. Kaum zufällig stand aber in der Schwarzbach-Galerie der Hinweis, man möge alles nur „mit den Augen berühren“: Die aktuelle Ausstellung „Vom einen zum anderen“ zeigt bis zum 10. November Werke der Gruppe „roter Faden“. Und dem Patchwork, vielleicht textilen Objekten überhaupt haftet wohl unwillkürlich etwas Hautnahes, Distanzloses an.

Die Werkschau setzt Vielfalt dagegen, und zwar von gegenständlich bis abstrakt – und auch mit technischen Abwandlungen. Zum klassischen Quilten nach amerikanischer Tradition gehört die Arbeit in drei Schichten: Hinter der sichtbaren Front liegt ein Hintergrund und dazwischen eine wattierende Füllung, die miteinander vernäht werden. Heute widmet sich die Gruppe, Mitglied in der Patchwork-Gilde, neben der traditionellen auch der freien Quiltkunst, und auch von dieser Öffnung gab es Zeugnis in der Schwarzbach.

Naturnahe Interpretation

Während zwei Räume andere Werke präsentierten, gehörte der mittlere dem titelgebenden Motto. „Vom einen zum anderen“ war zum Teil Anlass für naturnahe Interpretationen: So erinnern bei „Lost Paradise“ von Mechthild Vaupel farbige Streifen an Lehm oder Wasser – einer indes verlässt die quadratische Form und evoziert eine Flussbewegung nach unten.

In „The Pearl“ gestaltet Annette Valtl ein geradezu universelles Prinzip: Ausgehend von der Entstehung von Perlen in der Natur durch die Absonderung von Perlmutt in Schichten erklärt die Künstlerin: „In dieser Entwicklung sehe ich Parallelen, wie wir Frauen uns den Herausforderungen des Lebens stellen.“

Weit entfernt vom klassischen Drei-Schichten-Prozess hat sich Marina Fleer im hinteren Raum mit „Aufgelöst, zugefügt, neu gemacht“. Inspiriert von der japanischen Künstlerin Aiko Tesuko hat sie ein Bild geschaffen, dessen Komplexität erst auf den zweiten Blick ganz klar wird: Der links sichtbare Stoff ist Basis der rechten Hälfte in der Weise, dass die senkrechten Fäden entfernt wurden. Nicht genug damit, verarbeitete Fleer diese zu einer neuen Form, fast wie ein separates Objekt und doch im Wortsinn verknüpft.

Plüschig, gar heimelig? Auch im allgemeinen Teil hängen starke Beispiele dafür, dass derlei Attribute das Patchwork oft nicht mehr treffen. Britta Pandel-Roods „Erst wenn der letzte Baum...“ ist ein durchaus politisches Bekenntnis zum populären Spruch mit der Botschaft, „dass man Geld nicht essen kann“.

Eine gewaltige Baggerschaufel vor Naturflächen schafft aus den typischen Quilt-Quadraten einen Wald-Wasser-Kosmos – wie ein bedrohtes Ökosystem. Mechthild Vaupel dagegen arbeitet abstrakt, und hier verhindert schon die strenge Farbwahl Schwarz, Rot und Weiß jede Gefahr von Gemütlichkeit. Bei der kuscheligen Anmutung des Materials lag sie beim Quilten früher allzu sehr in der Luft.