Die Wuppertaler Kurrende lässt den Morgenstern leuchten
Der Chor stimmt feierlich auf Weihnachten ein und glänzt in der Sonnborner Hauptkirche nicht nur durch Kerzenschein.
Wuppertal. Ehe der beliebte "Quempas", der schon bei Praetorius gepflegte Brauch des weihnachtlichen Wechselsingens erklingt, müssen sich die Zuhörer in der voll besetzten Sonnborner Hauptkirche gedulden: Ein reiches Programm bieten unter der Leitung von Martin Lehmann der Knabenchor Wuppertaler Kurrende, das Vokalensemble Bel Canto und das Instrumentalensemble Concerto con Anima beim diesjährigen Eröffnungskonzert.
Lehmann gibt dem Programm einen roten Faden und wechselt nahtlos Alte Musik mit zeitgenössischen Werken. Lobgesänge der Maria etwa erklingen von Johann Eccard (1553-1611), wobei die historischen Instrumente die Stimmen unterstützen oder umspielen. A cappella werden dagegen die Magnificat-Antiphone des Litauers Vytautas Miskinis (Jahrgang 1954) gesungen, der mit langen Liegetönen, dissonanten Wendungen und großen Tonsprüngen nicht geringe Anforderungen an den Wuppertaler Knabenchor stellt. Schön schweben die gegeneinander gestellten Klangflächen, wie ersterbend klingen die beschwörend leise gesungenen Schlussformeln. Nur schade, dass die Kirchenakustik so wenig trägt.
Antonio Vivaldis "Magnificat" (RV 610) ist ein opulentes Werk für Solisten, Chor und Orchester, Text deutend komponiert: Trauernd und getragen oder frisch und beschwingt erklingen die sauber gesungenen Sätze, die sich gut mit den Instrumenten oder der Basso continuo-Begleitung mit Truhenorgel (Tobias Majewski) mischen. Nicht ganz so gelungen ist die Klangmischung im Adventslied "Macht hoch die Tür" in drei verschiedenen Sätzen mit Solovioline und Orgel (Markus Fritz).
Die Sätze aus der barocken "Pastorale" von Johann Christoph Pez intoniert Concerto con Anima gehaltvoll, mit vollmundig klingendem Duett der Barock-Oboen. Weihnachtliche Spirituals und Volkslieder singen Kurrende und Bel Canto mit viel Schwung und Gefühl, sauberer Intonation und einheitlichen Endungen. Orchester, Chor und das Vokalensemble Bel Canto alternieren perfekt im "Christmas Anthem" von Henry Purcell, wo die Sänger auch klares Koloratursingen unter Beweis stellen.
Eine Uraufführung erfährt eine Version zu "Wie schön leuchtet der Morgenstern" des Wuppertaler Komponisten Lutz-Werner Hesse. Hesse bezieht die jüngsten Kurrende-Sänger, den Kinderchor mit ein, die die Liedzeilen in sauberem Unisono singen. Dann aber entstellt Hesses Bearbeitung die Melodie, verfremdet sie tonal, verwirbelt die Harmonien über Borduntönen der Orgel. Da klingt die bekannte Melodie unwirsch und fremd, ehe sie mit der bekannten Weise im vertrauten Satz schließt.
Und dann wird es feierlich. Mit Kerzen in den Händen singen die Jüngsten von vier verschiedenen Stellen aus den "Quempas": "Den die Hirten lobeten sehre," erklingt es schlicht, von einer Violine begleitet, ehe der vier- bis fünfstimmige Chor antwortet und die Zuhörer im Refrain bestätigen: "Gottes Sohn ist Mensch geborn, hat versöhnt des Vaters Zorn". Und zum Ausgang jubeln alle gemeinsam das bekannte "O du fröhliche" im gewaltigen, vielstimmigen Chor-Orgel- und Orchesterklang.