Der Lebkuchenmann feiert mit frechen Freunden
Das Kindermusical hatte am Sonntag Premiere im Schauspielhaus.
Wuppertal. Bevor Flitsch Gamasche, die Mafia Maus, Leine zieht um mit Speedy Gonzales eine WG aufzumachen, bringt sie die Regalbewohner in der Küche ganz schön durcheinander. Die mit Mausezähnchen lispelnde Maresa Lühle, ein echter Desperado mit Cowboy-Hut und Wildwest-Stiefelchen (Ausstattung: Winnie Schirmer), wirbelt ihren Schwanz wie ein Lasso. Dabei hat sie nur eines: Hunger!
Die großen Gesten und coolen Sprüche mit verdrehtem Wortbeginn ("Kacke, kacke, Buchen") aber nutzen Flitsch gar nichts. Der Lebkuchenmann und seine Freunde fangen sie doch: Das "scharfe" Fräulein Pfeffer (Olga Nasfeter), Herr Salz (Jan Kämmerer) - mit kölschem Slang und als Seemann getarnt - und die fiese Hexe, der alte Teebeutel (An Kuohn), die letzten Endes doch noch nett wird und hilft. Auch die vielen Kinder im Publikum helfen lautstark mit.
"Der Lebkuchenmann" von David Wood, das Weihnachts-Musical der Wuppertaler Bühnen, ist bei der Premiere ein voller Erfolg. Mit Spannung und Anteilnahme verfolgen die kleinen und großen Besucher die Leidensgeschichte von Herrn Kuckuck, der seine Stunden nicht mehr ausrufen kann, weil er heiser ist und deshalb in die Mülltonne soll. Holger Irrmisch gibt ihn als Götz-Alsmann-Verschnitt mit Haartolle und Hornbrille. Er spricht und krächzt mit Schweizer Akzent, trägt rotes Jackett mit Rüschenhemd und grün gepunktete Boxershorts.
Überhaupt spart die Inszenierung von Katrin Herchenröther nicht an schrillem Outfit und setzt auf viel Bewegung und Klamauk. Das gefällt zarter besaiteten und kleineren Kindern nicht immer: Geschrei, wildes Springen und lautes Schimpfen machen ihnen Angst. Die Größeren aber klatschen begeistert und kommentieren lautstark.
Die schmissigen Lieder und frechen, jazzigen Songs mit lebendiger Choreographie (Kerstin Bruhn) tun das ihre, um das Kindermusical in echte Konkurrenz zum Fernsehen treten zu lassen. Stefan Leibold verschanzt sich im hautengen, knallgelben Blitzableiter-Kostüm im überdimensionierten Kofferradio und gibt an den Tasten die flotten Töne an.
Henning Strübbe muss als frisch gebackener Lebkuchenmann erst einmal den aufrechten Gang lernen, ehe er wie ein Stehaufmännchen und Springinsfeld über die Bühne hüpft oder verwegen am Seilzug zum Seemanns-Song "Hieft hoch und Schiff ahoi" auf das obere Regalbrett turnt. Denn freundlich und hilfsbereit wie er ist, erweicht er sogar den übelgelaunten, weil einsamen Teebeutel, der in der riesigen Kanne haust, und schwatzt ihm den Honig ab, um Herrn Kuckucks Stimme zu ölen.
Und als das Märchen aus und alles gut ist, feiern sie ausgelassen Party mit dem "Lebkuchenmann-Song" - nur schade, dass die Kinder nicht schnell den Refrain beigebracht bekommen und ihn mitschmettern können.
Regie: 4 von 5 Punkten
Bühne: 4 von 5 Punkten
Ensemble: 5 von 5 Punkten