Schauspielhaus: Pinas Fest endet im Dreiklang
Krönender Abschluss mit „Die sieben Todsünden“, „Heimatlieder“ und einer wilden Party
Wuppertal. Drei Abende Pina pur gabs nochmals zum Ende des drei-wöchigen Festivals im Schauspielhaus zu erleben. Im Stück "Sieben Todsünden" war alles vertreten, was in der Wuppertaler Kultur- und Tanzszene Rang und Namnen hat: Neben dem Sinfonieorchester unter der Leitung von Jan Horstmann und Solisten des Opernensembles der Wuppertaler Bühnen, betraten Größen die Bühne wie Mechthild Großmann, oder die einstige Original-Besetzung der "Anna", Joe Endicott.
Zum Abschluss des Festivals gaben sich die alten Meister im Foyer die Ehre. Kapellmeister Wolfgang Schmidtke, der bekanntermaßen beim Bausch-Festival für den fabelhaften musikalischen Teil verantwortlich zeichnete, hatte Trompeter Manfred Schoof, Daxophonist Hans Reichel, Kontrabassisten Christian Ramond, Schlagzeuger Peter Weiss, Posaunisten Conny Bauer und als Quotenfrau im Männerverbund Akkordeonistin Ute Völker in lockerer Synthese zusammen gebracht.
"Heimatlieder" wurden intoniert, mit Schmidtke selbst am Saxophon, was die Zuhörer, die sich plaudernd und Wein trinkend im gut besuchten Foyer verteilten, begeistert hinnahmen. Denn wenn diese Jazz-Formation spielt ist klar, dass selbst eine synthetische Fernsehkomposition wie die "Dallas"-Melodie ungeahnte Nuancen bekommt oder die fußballstadientaugliche Mitgrölnummer "So ein Tag, so wunderschön ..." quasi einen Ritterschlag erhält.
Soli der Musiker wurden anerkennend beklatscht und immer wieder ein Blick auf Hans Reichels kunstvollen Umgang mit dem von ihm erfundenen Daxophon geworfen. Dass dann Melissa Madden Grey, zuvor bei dem Tanzabend "Die sieben Todsünden" bejubelt, einen Charlie Parker-Song mitsang, löste weitere Jubelsalven aus. Nachdem auch "Hänschen klein" in ungewohnt jazziger Manier gespielt wurde, gaben die Musiker mit dem "richtigen Griff ins Tonrepertoire", wie Schmidtke grinsend verkündete, und "Der Mond ist aufgegangen" ihre einzige Zugabe.
An dieser Tatsache konnten stehend dargebrachte Ovationen oder auch die Anwesenheit prominenter Mitklatscher wie die von "Tatort"-Staatsanwältin Mechthild Großmann, dem ehemaligen Ensemble-Mitglied Jörg Reimers, NRW oberstem Kulturchef Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff und Regisseur, Bausch-Bewunderer und Pina-Freund Wim Wenders nichts ändern.
Kaum ist übrigens dessen "Palermo Shooting" mit Campino in den Kinos, plant Wenders einen Film über die Choreographin. Zu rechnen ist mit einer Art von Road-Movie. Der offizielle Schlussapplaus für Schmidtkeund Co war Auftakt für die After-Show-Party.
Zunächst bedankte sich Geschäftsführerin Cornelia Albrecht bei allen Helfern, "die dieses Festival überhaupt erst möglich gemacht haben". Pina Bausch, vormittags noch in Duisburg von ihrem alten Freund, Regisseur Jürgen Flimm mit einer "einmaligen Laudatio" anlässlich des an sie verliehenen Duisburger Musikpreises geehrt, wie Sabine Hesseling erzählte, überreichte ihrem Team dankbar Rosen und verteilte Küsschen.
Obwohl allen Beteiligten des Bausch-Ensembles drei Wochen Festival in den Knochen steckte, wurde auf der Abschlussparty wild gefeiert. Und dass plötzlich und unerwartet Pina Bausch mit einer argentinischen Tanzeinlage gewürdigt wurde, war eine der anheimelnsten Szenen dieser schönen Abschlussveranstaltung.