Echte Männer, Mimosen und Muttersöhnchen im TiC
Das neue Musical im TiC-Theater ist eine runde Sache. Alles dreht sich um Fußball, die Liebe und viele bekannte Hits.
Cronenberg. Da hocken die Männer im Fußballstadion, das Spiel ist abgepfiffen, und keiner will so recht nach Hause. Sehr lyrisch, fast zaghaft beginnt im TiC-Atelier das Musical "Männer", ein direktes Pendant des Erfolgskomponisten Frank Wittenbrink zu seinen "Sekretärinnen".
"Ich bin ja so allein", schmachten die Kerle, deren Stimmen Musik-Chef Stefan Hüfner gut trainiert hat. Jeder tritt mal nach vorne und offenbart seinen Charakter ganz ohne Sprechtext nur durch entsprechende Lieder. Der Öko-Typ in lila Hose und Shirt singt "Mein Freund, der Baum" und Tobias Unverzagt bringt seine Schüchternheit mit angeklebten Ellbogen und unsicherem Grinsen zum Ausdruck.
Ganz anders da der langhaarige Alt-68er: Mit rauchiger Stimme und ausladenden Bewegungen grölt Ulrich Rattunde "Get up" oder "Sexmachine". Andreas Wirth spielt einen proletenhaften Rocker mit herunterklappbarer Sonnenbrille und Songs wie "Tiger" oder das komisch gebrochene "Ich brech’ die Herzen der stolzesten Frau".
Oliver Brick gibt ganz cool den gegelten Manager ("Flugzeuge im Bauch"), während Carsten Müller das verklemmte Muttersöhnchen mit Liedern wie "Wenn ich groß bin, liebe Mutter" darstellt. André Klem vervollständigt die Runde als einsamer Mann, der die anderen aber auch immer wieder zur Vernunft bringen will.
Sehr geschickt arbeitet Regisseur Ralf Budde mit kleinen Gesten die jeweiligen Eigenarten der Fußballfans heraus. Die Männer klopfen sich mitfühlend auf die Schulter, stoßen mit Bierdosen an und tanzen mit Teddybär-Faktor. Zunehmend jedoch werden die Bewegungen eleganter und die Tänze ausgelassener (Choreografie: Dana Großmann).
"Gegen Männerliebe gibt es keine Medizin", sind sich alle einig, und "Girls, Girls, Girls" ziehen immer. Die Fußballfans reißen die Plastiksitze von den Betonbänken (Ausstattung: Iljas Enkaschew) oder telefonieren vom alten Fernsprech-Automaten aus. Und sie singen zu bekannter Melodie einen frechen Vers auf den WSV.
Ganz klassisch hingegen endet das Stück so, wie es angefangen hat: mit Mozarts "Don Giovanni". Martina Anhang, die einen kurzen Auftritt als komische Putzfrau absolviert, gibt den rächenden Komtur, und die Männer singen die Orchesterstimmen. Eine runde Sache ist das Musical also, voller Witz und Emotionen, und auch für Nicht-Fußballfans geeignet.
Regie: 5 von 5 Punkten
Ensemble: 4 von 5 Punkten
Bühne: 4 von 5 Punkten