Ein Hauch Afrika in Unterbarmen
Nigeria lässt grüßen: Tony Cragg präsentiert exotische Skulpturen und Masken. Eröffnet wird die Schau am Samstag.
Unterbarmen. „Normalerweise sieht man solche Kunstwerke in einem archäologischen Museum — vor weißen Wänden und hinter Vitrinen.“ Tony Cragg muss es wissen — und macht es prompt anders. Ab dem 14. April kann es jeder sehen: Der Bildhauer holt ein Stück Nigeria nach Unterbarmen. Wer einen Hauch Afrika spüren möchte, muss deshalb kein archäologisches Museum ansteuern, sondern wird bis zum 15. Juli in Craggs Skulpturenpark fündig.
Dort werden afrikanische Masken nicht hinter einzelnen Vitrinen versteckt, sondern in einen ganzen Glaspavillon gestellt. Die Wirkung ist in der Tat verblüffend: An ungewohnter Stelle — geschützt vom Glasdach und doch mitten im Grün — geben die exotischen Exponate ein reizvolles Bild ab. Statt im geschlossenen Museum zu sein, können sie nun in luftiger Atmosphäre alle Blicke auf sich ziehen.
Ein idealer Raum also, um Kunst von einem fernen Kontinent näher zu bringen: Die Masken wirken fremd und doch so passend. „90 Prozent davon wurden noch nie öffentlich ausgestellt“, betont Mit-Kurator Dierk Dierking, der die Objekte zusammen mit Tony Cragg ausgewählt hat. Gefunden hat er sie keinesfalls in Afrika: Die insgesamt 40 Objekte stammen aus Sammlungen aus Deutschland, Frankreich, Österreich und der Schweiz. Die weiteste Anreise hatte ein Stück aus Katar.
„In Afrika gibt es kaum Museen“, erklärt Dierking. So gesehen wird Tony Cragg in seinem Skulpturenpark nun drei Monate lang zum Hüter afrikanischer Traditionen. Seinen Berater Dierk Dierking, der in Köln eine Galerie für außereuropäische Kunst betreibt, fasziniert die Geschichte nigerianischer Kunstwerke schon lange. „Jede Maske, die wir hier ausstellen, wurde tatsächlich getragen.“ Wobei man auch wissen sollte: „Die Masken allein hatten keine Bedeutung.“ Erst durch „das Zusammenspiel von Verkleidung, Tanz und Musik“ wurden sie mit Leben gefüllt.
Wer dieser Fülle nachspüren möchte, kann den fremdländischen Skulpturen buchstäblich nahe kommen: Da sich kein Vitrinenglas dazwischendrängt, hat man einen besten Blick auf das Zusammenspiel von Holz, Tierhaut und Metall.
Überraschend filigran wirken einige der archaischen Masken, die auf Podesten postiert sind. „Man spürt eine unglaubliche Frische und sieht die vitale Energie, die von den Skulpturen ausgeht“, schwärmt Cragg. „Es sind zwar nicht immer die raffiniertesten Arbeiten, aber sie sind sehr ausdrucksstark.“
Dem britischen Bildhauer passt das nigerianische Masken-Spiel ohnehin bestens ins Konzept: „Ich habe immer gesagt, dass der Park ein Skulpturenzentrum werden soll.“ Cragg hatte von Anfang an betont, dass er an der Hirschstraße nicht nur eigene Werke präsentieren wolle — sondern eine Vielfalt an Skulpturen, die „historische und kulturelle Bezüge haben“. Aktuell betrachtet heißt das: „Die neue Ausstellung ist ein wichtiger Schritt.“