„Falschspieler“: Michael Zeller und die Frage nach Wahrhaftigkeit
Der Wuppertaler hat seinen achten Roman geschrieben.
Wuppertal. Zwei kleine Gedichtbändchen wirbeln den Literaturbetrieb der Bundesrepublik in den 1950er Jahren auf. Denn die erfolgreichen Werke erweisen sich als Fälschung. Das sorgt für einen Skandal. Doch während der schnell wieder verpufft, wirkt die Begebenheit auf persönlicher Ebene lange nach.
Sie verknüpft die Lebenswege von sechs Männern, Schriftstellern, Professoren und Studenten der Literaturwissenschaft aus mehreren Generationen. Das ist der Stoff, den der Wuppertaler Autor Michael Zeller in seinem Roman "Falschspieler" entfaltet.
Zellers achter Roman ist soeben erschienen und doch nicht neu. Denn das Buch kam bereits im vergangenem Herbst als Debüt von Jutta Roth heraus. Gemeint war dies wohl als ein Spiel mit dem Thema falscher Autorschaft. Unspektakulär, fast lieblos ist das Geheimnis nun gelüftet worden. Der Verlag Ars vivendi hat einen weiteren Umschlag um den Band gepackt, auf dem nun der wahre Verfasser zu lesen ist.
Der Roman beruht auf einem authentischen Betrugsfall: 1952 erscheint ein Gedichtband unter dem Namen Georges Forestier, angeblich ein deutsch-französischer Fremdenlegionär, in Indochina verschollen. Diese exotische Vorgabe verhilft den Versen offenbar zum sensationellen Erfolg. Bis sich herausstellt, dass der wahre Verfasser ein Düsseldorfer Verlagsdirektor ist.
Zeller arbeitet diesen Fall abgewandelt in eine weitläufige Geschichte ein. Der Roman versetzt den Leser zunächst in eine deutsche Kleinstadt der Nachkriegszeit. Zeller zeichnet ein genaues Bild mit vielen Randfiguren und lässt den Leser darüber eine ganze Weile warten, bis es erkennbar um einen Falschspieler geht. Doch auch nach dem Hinweis darauf nimmt die Erzählung noch nicht so recht Fahrt auf.
Aus Berichten, Erinnerungen und Briefen von fünf Personen entwickelt der Autor eine Rollenprosa mit unterschiedlichen Sichtweisen und Sprachstilen. Im Fall des Professors Klaus-Joachim Faber zeichnet er allzu deutlich dessen Pedanterie und das Abwehrverhalten gegen den Bruder. Schließlich kommt der junge Schriftsteller Marc Geldner zu Wort. Auch er ist in seiner Gier nach Geltung und Profit nicht gerade ein Sympath.
Zeller spinnt das Personal des Romans in ein dicht geknüpftes Netz ein. "Falschspieler" ist anspruchsvoll zusammengefügt und berührt große Themen. Es geht um das Dasein als Schriftsteller, die Frage nach Wahrhaftigkeit und um die quälenden, die Seele zersetzenden Erinnerungen an Kriegerlebnisse. Auch eine vaterlose Kindheit und ein Bruderkonflikt schwingen mit.