GEMA-Reform bedroht die Wuppertaler Kulturszene

Die neue Abgabensatzung bringt für viele Clubs und Veranstalter deutlich höhere Kosten mit sich.

Wuppertal. Anfang Juli war es in 600 deutschen Clubs und Diskotheken auf einmal still. Aus Protest gegen die Gebührenreform der Musikverwertungsgesellschaft GEMA hatten die Betreiber für fünf Minuten die Musik abgestellt.

Auf Clubs und Partyveranstalter kommen enorm hohe Mehrkosten zu. Nahm die GEMA bisher rund fünf Prozent der Eintrittsgelder will sie ab 2013 jeden zehnten Euro haben. Dazu kommen noch diverse Aufschläge — etwa für Veranstaltungen, die länger als fünf Stunden dauern, Größe des Raumes und Höhe der Eintrittsgelder.

Dirk Oberschulte-Beckmann trifft es hart: „Ich muss ab 2013 mit einer Gebührenerhöhung von 800 Prozent rechnen“, sagt der Veranstalter der Ü30-Party in der Stadthalle. Wenn 2013 tatsächlich die neuen Gebühren eingeführt werden, sieht Oberschulte-Beckmann für die Ü30-Party schwarz. „Wenn ich 800 Prozent mehr GEMA-Gebühren zahlen muss“, sagt er, „muss ich das einstellen. Für die Gäste über 40, die mal tanzen gehen wollen, wäre das ein herber Verlust.“

Laut GEMA dient die Reform vor allem der Vereinfachung. Statt vieler Tarife gebe es nun nur noch zwei, viele kleine Veranstalter würden in Zukunft sogar weniger zahlen, heißt es in einer Mitteilung der GEMA.

Für Tobias Wicht wird es nicht billiger werden — im Gegenteil. Etwa 15.000 Euro zahlt der Betreiber des Butan-Clubs in Barmen derzeit im Jahr an die GEMA — nächstes Jahr wären es rund 100.000 Euro. „Ich hoffe, dass diese Tarifreform nicht durchkommt“, sagt er. Sonst müsste er die Mehrkosten mit einer kräftigen Erhöhung der Eintrittspreise ausgleichen. Für die Clubkultur sieht er schwarz: „Ich glaube, dass 90 Prozent der Diskotheken im ersten Jahr pleite gehen würden.“

Wicht ist an Verhandlungen mit der GEMA beteiligt und versucht seit langem, das Thema in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Sollte er ab Januar wirklich mehr zahlen müssen, erwägt er gegen die GEMA vor Gericht zu ziehen.

Auch Tanzlehrer Ingo Woite will alles in seiner Macht stehende unternehmen, um in der Öffentlichkeit Interesse für das Thema zu wecken. Die neue Gebührenordnung könnte das Ende für seine großen Abschlussbälle in der Stadthalle bedeuten. „Nach neuem GEMA-System würde ich rund 2.500 Euro bezahlen“, sagt Woite — momentan zahlt er rund 700 Euro pro Tanzabend in der Stadthalle. „Das sind Dinge, die sind nicht mehr bezahlbar“, sagt der Tanzlehrer. Er sieht keinen Weg, die Mehrkosten ohne weiteres auszugleichen. „Das müssen Sie dem Endverbraucher einmal klarmachen, warum er auf einmal mehr für seine Eintrittskarte bezahlen soll“, sagt er.

Für Ingo Woite ist ein Stück Tanztradition in Gefahr. Seit 1995 feiert er seine Bälle in der Stadthalle. „So ein Ball ist das Highlighr der Saison“, sagt er. „Da geht ein Stück Kultur kaputt.“