Groteskes Theater um Wuppertal

Julia Penner freut sich auf eine ganz besondere Premiere: Sie stellt ihre erste Regiearbeit an den Wuppertaler Bühnen vor.

Wuppertal. Was ist schon Paris, wenn man genauso gut in Wuppertal sein kann? Julia Penner kann einen direkten Vergleich ziehen. Ihr Fazit klingt verblüffend: Es dürfte jeden Frankreich-Fan überraschen — aber auch jeden Lokalpatrioten bestätigen.

„Ich habe gerade in Paris gespielt“, sagt die 30-Jährige. „Jeder schwärmt ja vom Eiffelturm.“ Wobei die Schauspielerin prompt ein „Aber“ formuliert: „Das ist eine tolle Stadt, gar keine Frage. Aber das Gefühl der Romantik hat sich bei mir nicht eingestellt. Das habe ich eher, wenn ich auf dem Barmer Markt bin. Wenn ich meine Heimatstadt besuche. Wenn ich Stahl, Rost und verfallene Gebäude sehe.“

Da kann selbst die deutsche Hauptstadt nicht mithalten — auch wenn die gebürtige Cronenbergerin ihren Lebensmittelpunkt schon vor Jahren berufsbedingt nach Berlin verlagert hat. Sie zog von der Wupper an die Spree, ist ihrer Geburtsstadt aber dennoch treu geblieben.

Die Bühnenbegeisterte, die nach ihrer Ausbildung an der renommierten Hochschule für Schauspielkunst („Ernst Busch“) weiterhin in Berlin lebt, ist immer wieder gerne in der Heimat. Derzeit sogar besonders gerne. Denn Penner macht Theater: Sie übernimmt die Rolle der Regisseurin und bereitet die nächste Premiere vor. Was es wird, kann bereits verraten werden: eine Liebeserklärung ans Bergische Land.

Und so trägt das Stück, das Chloë Cremer in enger Absprache mit Julia Penner für die Wuppertaler Bühnen schreibt, auch einen Titel, der entsprechende Assoziationen beflügelt: „Schiefergold“ steht über dem Programm, das am Freitag, 21. September, um 20 Uhr im Kleinen Schauspielhaus vorgestellt wird.

„In unserem Stück wird viel über Regen gesprochen“, erklärt Penner mit einem Augenzwinkern. Schließlich möchte sie das, was sich im realen Leben abspielt, mit möglichst viel Humor nehmen. Kein Wunder: „Wuppertal ist für mich skurril, grotesk und lustig.“

Auf der Bühne sieht das so aus: Rentner rebellieren, weil ihre Heimat, ein altes Haus, einer neuen Schönheitsklinik weichen soll und die Abrissbagger quasi schon parat stehen. Die Lokalpatrioten wehren sich — und nehmen ein Nilpferd als Geisel, das aus einer Seilbahn stürzt.

Kann (und soll) die Groteske dazu führen, dass das Publikum zwischen dem fiktiven Treiben auf der Bühne und der realen Welt Parallelen zieht? Keine Frage: Die Cronenbergerin hat die kulturpolitische Diskussion der vergangenen Jahre gebannt verfolgt. „Ich möchte mich inhaltlich nicht explizit mit der Schließung des Schauspielhauses beschäftigen“, sagt die 30-Jährige. „Aber natürlich ist sie das Symptom einer krankenden Stadt.“

Eine gesunde Portion Humor kann deshalb nicht schlecht sein. Gut also, dass Julia Penner mit bitterbösen Abenden Erfahrung hat: Im TiC-Theater hat sie bereits Regie geführt — und dafür gesorgt, dass „Der Rosenkrieg“ ausgebrochen ist. Auch im Kleinen Schauspielhaus war sie schon aktiv. Dort stand sie selbst im Rampenlicht — zusammen mit ihrem Vater Willfried. Bei einer Hommage an Else Lasker-Schüler war der SPD-Politiker mit von der Partie. Das war vor drei Jahren. „Diesmal sitzt er ,nur’ im Publikum“, erklärt die Tochter schmunzelnd — sie hofft, dass die Zuschauer am Ende ebenfalls gut lachen haben.

Im Ernst: „Schiefergold“ stellt die Frage, was Städte wert sind. Haben ihre Geschichten und Traditionen überhaupt noch eine Zukunft? Ist ökonomischer Druck wichtiger als denkmalgeschützte Bausubstanz?

Eine andere Frage kann schon jetzt beantwortet werden: Ja, „Schiefergold“ ist eine Hommage ans Bergische Land. Denn: „Wuppertal hat unglaublich viel Potenzial“, betont die Regisseurin. „Es ist nicht die schönste Stadt der Welt, aber sie hat Charakter.“ Was ist dagegen schon der Eiffelturm?

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