Gerald Hacke: Und täglich grüßt die Klarinette
Der Sinfoniker liebt (nicht nur) Neue Musik. Seine Frau lernte er am Arbeitsplatz – im Orchester – kennen.
Wuppertal. Gerald Hacke entschied sich spät, dann aber endgültig. Nach neun Jahren intensiven Klavierspiels begann der damals 15-Jährige mit Klarinette: "Ich wollte auch mal mit anderen zusammenspielen."
Die Klarinette wählte der Berliner, weil er sich für Saxofon interessierte, aber lieber dem klassischen Ensemble treu bleiben wollte. Schon zwei Jahre später bekam er Unterricht bei Georg Zeretzke, Soloklarinettist der Deutschen Oper Berlin - unter der Bedingung, das Instrument zum Beruf zu machen. Das tat er.
Gerald Hacke über seine musikalischen Anfänge an der Hochschule der Künste in Berlin.
Mit 19 Jahren studierte Hacke an der Hochschule der Künste in Berlin: "Ich habe wie ein Irrer Klarinette geübt." Von da an war es aus mit der Freiheit. Jeder Urlaub ohne Klarinette erfordert wieder die gleiche Zeit, um zur gewohnten Perfektion zurückzugelangen.
In den manchmal neidvoll beäugten probefreien Sommerwochen des Wuppertaler Sinfonieorchesters muss Hacke wie alle Kollegen in der zweiten Hälfte täglich ans Instrument. Rund zwei Stunden sind nötig, um Lippen und Finger wieder geschmeidig zu machen.
Während des Studiums trennte er sich fast nie von der Klarinette: "Die Konkurrenz war sehr groß, aber auch befruchtend." Nach acht Semestern hängte Hacke weitere vier an, die er mit der Konzertreife abschloss.
Gleichzeitig absolvierte er ein einjähriges Praktikum an der Deutschen Oper Berlin: "Da habe ich am meisten gelernt." 28 Opern, dazu Konzerte und Ballette musste er sich in kürzester Zeit mit Noten und CD eintrichtern.
Zusätzlich wurde er regelmäßig vom MDR Sinfonieorchester Leipzig als Aushilfe angefordert. "Einmal war ich morgens in Leipzig zur Probe, habe abends in Berlin eine Verdi-Oper gespielt, bin danach mit dem Auto nach Hamburg gefahren, wo ich am nächsten Vormittag eine Matinee gab", erzählt der gefragte Klarinettist.
Damit immer noch nicht ausgelastet, musizierte er in verschiedenen freien Orchestern, etwa im Ensemble United Berlin, das auf Neue Musik spezialisiert ist. Trotz all dieser Erfahrung absolvierte der Klarinettist 20 bis 30 Probespiele, bis er endlich die erste Zusage vom Wuppertaler Sinfonieorchester erhielt.
1996 zog der Berliner ins Tal und registrierte erstaunt, dass die letzte Schwebebahn um 23 Uhr fuhr. Doch allmählich gewöhnte er sich an die Stadt, schaffte vor sieben Jahren sein Auto ab und lernte im Sinfonieorchester die Fagottistin Nicola Hammer kennen, die er im vergangenen Frühjahr heiratete.
Und auch in Wuppertal spielt der 38-Jährige "fremd", um sich immer wieder neue Motivation zu holen. Die Westdeutsche Sinfonia, ein Ensemble aus Orchestermusikern, die Bergische Gesellschaft für Neue Musik und die Klangverwaltung München bieten ihm reizvolle Abwechslung.