Netzwerk: Wuppertal wird Kulturzentrale
Weil die Wuppertaler Gedok-Gruppe den guten Ruf hat, besonders aktiv zu sein, organisiert sie jetzt die Bundestagung.
Wuppertal. Was nützt der größte Verein, wenn keiner einen Finger krümmt? Eben. So gerechnet können die Damen der Wuppertaler Gedok (Verband der Gemeinschaften der Künstlerinnen und Kunstförderer) ganz gelassen sein.
Denn Sybille Spelsberg, Fachbeirätin für Bildende Kunst, kann längst nicht mehr an einer Hand abzählen, wer seine Finger kreativ einsetzt. 55 Künstlerinnen sind allein in "ihrer" Sparte organisiert. Insgesamt 250 Mitglieder zählt die Wuppertaler Gruppe.
Die Gemeinschaft der Gleichgesinnten ist nicht nur groß, sondern vor allem engagiert. "Wuppertal gehört zu den stärksten, aktivsten Gruppen", freut sich Spelsberg.
Und genau das weiß auch der Bundesverband zu schätzen. Aus gutem Grund wird deshalb Kurs auf die Wupper genommen: Vom 13. bis 15. Juni 2008 ist die Stadt Gastgeber für 22 Gruppen, die rund 3500 Mitglieder vertreten.
Dass Wuppertal ausgewählt wurde, um der Gedok-Bundestagung und Mitgliederversammlung den nötigen Raum zu geben, kann man als Auszeichnung werten. Und als Herausforderung, wie Spelsberg betont: "Es ist eine Ehre und eine Pflicht zugleich." Geht es doch um nichts weniger als um "Die Zukunft der Stadt - die Stadt der Zukunft".
So lautet jedenfalls der Titel einer geplanten Podiumsdiskussion, die genauso öffentlich ist wie Stadtführungen, eine Ausstellung und Lesungen von Gedok-Autorinnen. "Wir wollen zeigen, was die Stadt alles an Kultur zu bieten hat", kündigt Spelsberg an.
Die Gedok-Frauen wollen Wuppertal präsentieren - und sich selbst gleich dazu. Werbung in eigener Sache ist deshalb auch die Gedok-Ausstellung "stand . punkt", die vom 9. September bis zum 12. Oktober in die Kunsthalle Barmen einlädt.
Dass Künstlerinnen aller Sparten für ein umfangreiches Begleitprogramm sorgen, hat seinen Grund. "Wir sind ein Netzwerk", sagt Christine Hummel und meint das so verbindlich wie verbindend: "Kunst ist ein feinfühliges Instrument, um Stimmungen zu transportieren." Egal, ob mit Notenblatt, Pinsel oder Schreibfeder.
Im Idealfall inspirieren sich die Künstlerinnen gegenseitig. Doch von der Verbindung von Musik und Literatur, bildender, angewandter und darstellender Kunst sollen nicht nur die Aktiven in den eigenen Reihen profitieren. Denn wer denkt, dass Gedok-Frauen in Sparten denken und sich nur zusammentun, wenn es ein mehrstimmiges Konzert, eine gemeinsame Lesung oder eine große Ausstellung gibt, der irrt sich gewaltig.
"Wir wollen uns öffnen und den Gedok-Geist nach außen tragen", kündigt Hummel an. Mit anderen Worten: Während der Ausstellung in der Kunsthalle werden Workshops angeboten, für die sich "interessierte Laien" bei Schriftführerin Ute Becker, Telefon 76 37 07, anmelden können.
Ioanna Danovska erklärt am 13. September "Die Kraft des Pinselstrichs", Anita Herzog-Graf gibt am 6. Oktober Tipps zum "Linolschnitt in Farbe". Ein Bogen von der Malerei zur Poesie wird am 15. September gespannt: In der "Literaturwerkstatt" soll der Blick auf die ausgestellten Kunststücke die Schreib-Kreativität der Kursteilnehmer beflügeln.
Bei den Workshops kann übrigens jeder seine Finger einsetzen. Mit einer Ausnahme: Wenn es am 21. und 22. September nicht nur theoretisch um "Körperabdrucke und Brustmasken" geht, möchten die Frauen lieber unter sich bleiben . . .