Gruppe Kairos: Die Kunst des günstigen Augenblicks
Bis zum 17. Mai stellen Anna Stöcker, Kirsten Rönfeldt und Klaudia Anosike ihre Werke in der Zentrale der Stadtsparkasse am Islandufer aus.
Wuppertal. Von vielen Augen werden Sparkassekunden jetzt beobachtet. Sie liegen auf Tellern, schwimmen in Gläsern und sind in Schalen drapiert — doch das zum Glück nur im Foto. Die neue Kunstausstellung in der Zentrale am Islandufer zeigt derzeit Werke dreier Wuppertaler Künstlerinnen.
Unter ihnen ist auch die 1967 in Schwelm geborene Kirsten Rönfeldt, die Hühner-, Schweine- und Schafsaugen selbst seziert und in Szene setzt. „Ich möchte irritieren, und dass die Leute darüber nachdenken“, sagt Rönfeldt. Für sie haben die Augen im Müsli oder in einer Schale voller Christbaumschmuck eine ganz eigene Ästhetik, denn: „Ich finde die auch wirklich schön.“ Selbst dann, wenn die Gabel in die Pupille sticht und der Sehnerv im Hintergrund baumelt. Doch bei aller Skurrilität — abstoßend wirken die Werke nicht.
Anna Stöcker hingegen war für ihre Kunst in S-Bahnen unterwegs. „Ich hab die Leute angesprochen, ob sie an einem Kunstprojekt teilnehmen wollen.“, sagt die Wuppertalerin (Jahrgang 1963). Wer wollte, bekam von ihr einen kartierten Block und rote Stifte, mit denen sie Quadrate ausmalen sollten. Gleichzeitig fotografierte sie die Leute. „Man soll die Künstler ja auch sehen“.
Zusammengestellt hat sie sowohl aus den gemalten Quadraten, als auch aus den Fotos in gleicher Größe zwei großformatige quadratische Collagen, die symmetrisch angeordnet Kunst und Künstler gegenüberstellt — und das gleich 400-mal. Viele weitere Einblicke in ihr Leben und das Leben anderer zeigt Stöcker indem sie ihren Bauch oder aber Fenster ihrer Freunde öffnet.
All dies wird unter dem Ausstellungstitel „Kairos — vom Umgang mit dem günstigen Augenblick“ präsentiert. Dieser ist abgeleitet aus der griechischen Mythologie. Kairos ist der religiös-politische Begriff für den günstigen Zeitpunkt einer Entscheidung und bezeichnet zugleich den Gott des günstigen Augenblicks. Nach diesem Moment hat sich die Künstlerinnengurppe benannt.
Augenblicke eingefangen hat auch Klaudia Anosike. In ihrer Serie „Schlaraffenland“ zeigt sie Landschaften in intensiven Zuständen. Mal sehr farbig, mal im Sturm stehen in den Arbeiten aber immer pflanzliche Strukturen im Vordergrund, die Anosike gezeichnet oder fotografiert als Collage auf diese landschaftlichen Szenen geklebt hat.
Daneben präsentiert sie filigrane und äußerst detailreiche Collagen, bei denen sie pflanzliche Ornamente in Karton geschnitten hat. Hintergrund und Ornament sind farblich ähnlich, aber es ragen die feinen Strukturen in den Raum: „Es geht mehr um die Tiefe mit Schatten und Licht“, erklärt die 1956 in Köln geborene Anosike, die an der Folkwangschule in Essen Visuelle Kommunikation studiert hat.