„Ifigenia in Tauride“ feiert Premiere
Am Freitag feiern die Wuppertaler Bühnen mit viel Mythos und höfischem Zank in Remscheid Premiere.
Wuppertal/Remscheid. Für Regisseur Wolfgang Quetes ist die Ausgangssituation klar: "Beim Stichwort Iphigenie denkt man gleich an Gluck oder Goethe." Denn das Musikdrama des Komponisten Christoph Willibald Gluck und das Schauspiel des Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe über den mythologischen Stoff sind sehr bekannt. Anders steht es da mit der Oper "Ifigenia in Tauride" (Iphigenie auf Tauris) von Gian Francesco de Majo.
Sie darf als Wiederentdeckung gelten und feiert heute Abend in der Regie von Quetes als Produktion der Wuppertaler Bühnen am Teo Otto Theater in Remscheid Premiere. Nach einer Zwischenstation in Solingen wird die Oper im Mai kommenden Jahres im Wuppertaler Opernhaus zu erleben sein.
Der neapolitanische Komponist de Majo lebte von 1732 bis 1770. Er gehörte als Musikschaffender der Neapolitanischen Schule an und war ein anerkannter Künstler mit Aufträgen in Italien, Deutschland, Österreich und Spanien. 20 Opern schrieb er. Seine "Ifigenia in Tauride" entstand als Auftragswerk zum Namenstag des Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz. Uraufführung war am 4. November 1764 im Mannheimer Hoftheater. Doch trotz des Erfolges zu Lebzeiten des Komponisten gerieten die Werke von de Majo im 19. Jahrhundert in Vergessenheit.
"Vor rund zehn Jahren ist de Majos Ifigenia’ in Heidelberg erstmals wieder aufgeführt worden. Die Kollegen haben wichtige Rekonstruktionsarbeiten geleistet, auf die wir jetzt aufbauen können", berichtet Quetes, der Intendant der Städtischen Bühnen Münster ist. Die musikalische Leitung der Bergischen Produktion hat Martin Braun. Er hat eine relativ kleine musikalische Besetzung gewählt, um das Werk schlank und transparent erklingen zu lassen. Die Komposition gehört der Frühklassik an, die Musik erinnert durchaus schon an die Opern von Joseph Haydn und weist stilistisch auch auf die "Reformopern" Glucks und insbesondere auf dessen 15 Jahre später uraufgeführte "Iphigenie" voraus.
Die "Wiederausgrabung" des Werkes von de Majo habe sich auf jeden Fall gelohnt. "Die Oper bietet sehr viel Handlung", sagt Quetes. Als Regisseur will er den reichhaltigen theatralischen Charakter noch verstärken. Die Handlung spielt an neun verschiedenen Schauplätzen, die Inszenierung gestaltet mit einem beweglichem Bühnenbild 17 Verwandlungen. Was die Handlung angeht, entwickelten De Majo und sein Librettist Mattia Verazi mit ihrer "Ifigenia" eine ganz eigene Version. Denn der frohe Anlass des fürstlichen Namenstages erforderte ein heiteres Stück. So milderte der Librettist den schicksalsschweren mythologischen Stoff deutlich ab. Mit der koketten Herrscherin Tomiris und mit König Merodate hat er zwei Figuren hinzu erfunden.
"Daraus ergibt sich eine ganz neue Konstellation. Es gibt Intrigen und Zänkereien", so der Regisseur. "Die Vorgänge darf man nicht immer ganz ernst nehmen, denn es geht höfisch zu." Es menschelt also. "Da entstehen amüsante Situationen, die das Publikum schmunzeln lassen", verspricht Quetes.