Interview mit Opern-Intendant Johannes Weigand
Opern-Intendant Johannes Weigand freut sich auf ein koreanisches Gastspiel, das Wagner-Jahr und 40 Räuber.
Herr Weigand, Sie waren Schüler von Achim Freyer, der am 21., 22. und 23. Dezember „Mr. Rabbit and the Dragon King“ in Barmen präsentiert — dort also, wo Sie inzwischen Intendant sind. Was ist es für ein Gefühl, seinen ehemaligen Lehrer zu einem Gastspiel einzuladen?
Johannes Weigand: Schüler/Lehrer trifft es nicht ganz. Ich war mehr als zehn Jahre lang Regieassistent von Achim Freyer und durfte sehr weitgehend an seinen Regiekonzepten mitarbeiten. Dabei habe ich unglaublich viel gelernt, und dabei ist auch eine Freundschaft entstanden.
Wer hatte die Idee zu dem Gastspiel?
Weigand: Der Intendant des Koreanischen Nationaltheaters. Die Truppe reist durch die ganze Welt, und im August/September jeden Jahres lädt Korea Theater von überall her nach Seoul zu einem großen Festival ein. Dort schlug Achim Freyer den Koreanern vor, die Wuppertaler Bühnen zu fragen, da er das Haus durch seine eigenen Arbeiten hier recht gut kennt und mit sehr schönen Erinnerungen verbindet.
Was haben Sie von Achim Freyer gelernt?
Weigand: Zunächst einmal: wie man ein Stück beleuchtet. Achim Freyer ist einer der fantastischsten Lichtdesginer, die ich kenne. Und ich denke, ich konnte viel über Proportionen und die Beziehung von Figuren zum Raum und zur Bühne lernen. Achim Freyer seinerseits war ja Regieassistent von Bertolt Brecht und ist ein genialer Formfinder auf dem Theater. Und er ist ein großes Vorbild als wahrhaftiger Künstler.
Inwiefern unterscheiden oder ähneln sich heute Ihre Inszenierungsstile?
Weigand: Sie unterscheiden sich schon deshalb völlig, weil ich im Gegensatz zu Freyer meine Ausstattung nicht selbst entwerfe, sondern mit einem Team arbeite, das ästhetisch ganz eigene Vorstellungen beiträgt. Ich gehe im Gegensatz zu Achim auch weniger vom optischen Gesamteindruck aus als viel mehr vom einzelnen Darsteller und dem, was seine Persönlichkeit auf die Bühne „mitbringen“ kann. Im Gegensatz zu ihm fällt es mir sehr schwer, mir vor der Probe Szenen auszudenken, ohne die Darsteller leibhaftig vor mir zu sehen.
Was erwartet das Publikum am 21., 22. und 23. Dezember?
Weigand: Die allgemeinverständliche, poetische, zauberhafte Erzählung eines ganz alten Märchens der Welt-Literatur. Faszinierende Bilder, fantastische Musik und eine gute Portion Humor. Achim Freyer hat sich auf eine Reise begeben, die dieser koreanischen Kunstform einen neuen, ungewöhnlichen Impuls gibt.
Sie sind seit seit der Spielzeit 2009/2010 Intendant der Wuppertaler Oper. Welches Fazit ziehen Sie bisher?
Weigand: Ein sehr glückliches. Ich habe das Gefühl, wir sind in der Stadt angekommen. Die Ensembles, der Chor und natürlich auch unser wunderbares Sinfonieorchester sind ein fester Bestandteil Wuppertals. Viel ist uns gelungen, und vieles wirkt über die Stadtgrenzen hinaus.
An welchen Projekten arbeiten Sie derzeit?
Weigand: Neben der Vorbereitung der Oper „Ali Baba und die 40 Räuber“ , die im März Premiere hat, haben mein Team und ich uns einige Projekte ausgedacht, die die Oper direkt vor Ort in einige Wuppertaler Stadtteile führen werden. Die kommende Spielzeit steht eigentlich schon, die übernächste beginnen wir zu planen. 2013 ist schließlich Wagner-Jahr . . . Und es stehen auch wieder ein paar neue Werke ins Haus.
Wo sehen Sie die Wuppertaler Oper in zehn Jahren?
Weigand: Ich bin kein Prophet. Aber ich bin sicher, dass unsere seltsame und doch die Menschen so direkt berührende Kunstform auch in der Zukunft gefragt sein wird.