KULTUR Italienische Winterreise mit Mandolinenspieler Avi Avital

Barockmusik in der Historischen Stadthalle: Das Publikum dankte mit viel Beifall.

Foto: A. Fischer/Guy Hecht

Wuppertal. Zur Zeit des Barock war die Musik aus Italien neben der aus Frankreich so etwas wie das Nonplusultra. Unter anderem schauten sich viele deutsche Komponisten etwas davon ab. Es waren Popstars wie Arcangelo Corelli, Antonio Vivaldi und Pietro Locatelli, an deren Tonkunst keiner vorbeikam. Die Formen des „Concerto grosso“, des „Concerto“, die „Sonata da chiesa“ und die „Sonata da camera“ hatten ihre Blütezeit.

Foto: A. Fischer/Guy Hecht

Wenn daher die auf Barockmusik spezialisierte italienische Formation „I Musici di Roma“ mit solch einem Programm in der Historischen Stadthalle Station macht, ist Hörgenuss programmiert. Und so war es auch. Wer aber eine intellektuelle historische Aufführungspraxis erwartet hatte, wie sie heute oft hoch im Kurs steht, erkannte, dass es auch anders geht.

Es waren zwölf mit dem „Deutschen Schallplattenpreis“ gekürte Musiker zu erleben, die mit Herz und Spielwitz aufspielten. Die galanten Stile von Corelli (Concerto grosso op. 6 Nr. 4 und 8), Locatelli (Concerto grosso op. 1 Nr. 8) und Vivaldi (Concerto RV 127 und „Der Winter“ aus „Die vier Jahreszeiten“) kamen quicklebendig von der Bühne des Mendelssohn Saals.

Da wurde nicht jede einzelne Note hochwissenschaftlich durchleuchtet. Vielmehr spann-ten die Musiker große musikalische Bögen über alle jeweiligen Werksätze der barocken Gebrauchsmusik, brachten die ihnen innewohnenden Emotionen klar und in einem Zug elektrisierend zu Gehör.

Star des Abends war Avi Avital. Der Mandolinenspieler aus Wuppertals israelischer Partner-stadt Beer Sheva ist seit einiger Zeit in aller Munde, wurde be-reits für den Grammy-Musikpreis nominiert. Den „Echo Klassik“ erhielt er für seine „Konzerteinspielung des Jahres“. Er macht sein Instrument für die Klassik hoffähig. Drei Vivaldi-Konzerte (RV 93, RV 356, RV 425) für Mandoline beziehungsweise von ihm dafür umarrangiert waren der Beweis dafür.

Kongenial begleitet von den „Musici di Roma“ entlockte er seinem Instrument ganz im Stil des Barock hochvirtuose, nuancierte Töne. Und seine ganz große hochmusikalische Klasse spielte er bei seiner Kadenz im zweiten Satz des Mandolinenkonzerts in Es-Dur aus — das nicht zweifelfrei Giovanni Paisiello zugeschrieben wird.

Avi Avital kann es aber auch folkloristisch. Zwei ungarische Tänze als Zugabe gestaltete er derart extrovertiert lebhaft, dass Jubelrufe nicht ausblieben. Diese Veranstaltung der Hamburger Konzertdirektion Goette mit dem Titel „Italienische Winterreise“ war für Barockliebhaber ein Ohrenschmaus. Lang anhaltender, begeisterter Beifall folgte.