Jubel im Opernhaus: „Alcina“ überzeugt mit starken Sängern

Publikum im Opernhaus feiert die große Leistung der Wuppertaler Sänger.

Foto: Uwe Stratmann

Barmen. Großen Jubel und 15-minütige stehende Ovationen gab es am Sonntagabend im vollbesetzten Opernhaus nach der Premiere von Händels „Alcina“ — es war die letzte Inszenierung des scheidenden Opern-Chefs Johannes Weigand. Dabei ist die Oper von 1735 gar nicht so einfach zu inszenieren — steht doch die herrliche Musik eindeutig im Vordergrund. Dem trägt Weigand Rechnung, gestaltet die Figurenregie dennoch lebendig.

Die Titelpartie ist eine Paraderolle für Elena Fink, die nach Szenen-Ovationen und heftigem Schlussapplaus mit den Tränen kämpft. Überhaupt spielen und singen die Protagonisten wie um ihr Leben — wie zu zeigen: So gut ist das Wuppertaler Ensemble, das es nun bald nicht mehr geben wird.

Als die Zauberin Alcina von Ruggiero verlassen wird, klagt sie tieftraurig in ihrer ergreifenden Arie: „Di‘cor mio“ (Sag, o Teurer). Wütend kann sie Rache fordern und sich endlich ihrem Schicksal fügen, wenn sie voller Todessehnsucht singt: „Mir bleiben nur noch Tränen“.

Joslyn Rechter gibt Ruggiero mit kraftvollem Mezzosopran. Innig berührt die Klage, wenn er Alcinas Insel verlässt und zu seiner Frau Bradamante zurückkehrt. Gastsängerin Nohad Becker singt diese mit warmer Altstimme und spielt überzeugend. Sie hat sich als Mann verkleidet, um Ruggiero zurückzuholen.

Dorothea Brandt ist Morgana, die quirlige Schwester Alcinas, die sich in die verkleidete Bradamante verliebt. Zu schade, dass man ihre sängerische Entwicklung — wie auch die von Annika Boos in der Rolle des Knaben Oberto — in Wuppertal nicht weiter verfolgen kann.

Christian Sturm singt mit klarem, schnörkellosem Tenor den Oronte und Martin Js. Ohu mit profundem Bass den Erzieher Melisso, der Bradamante auf Alcinas Insel begleitet. Am Ende, als Alcinas Zauberkräfte versagen, besingt der Chor, solide einstudiert von Jens Bingert, den glücklichen Tag.

Die opulenten Kostüme von Judith Fischer scheinen Märchenhandlungen entsprungen zu sein. Im schlichten Bühnenbild aus Stoffbahnen schafft Moritz Nitsche Lebendigkeit mit Lichteffekten und Videoprojektionen. Sie sorgen für bedrohliche oder heitere Stimmungen.

Das klein besetzte Orchester spielt auf Augenhöhe mit dem Bühnengeschehen unter der umsichtigen Leitung von Boris Brinkmann. Historische Instrumente — etwa Naturhörner — verleihen der Musik Authentizität, wenngleich an barocker Gestaltung weiter gefeilt werden darf.