Kai Fobbe macht den Arrenberg zum Mega-Gesamtkunstwerk
Arrenberg. Was macht die da? Eine Frau kommt anmutig von rechts, lässt eine Folie luftig bauschen, auf einmal bekommt der Raum Kontur und Tiefe. Ach, das ist ja Regina Advento vom Tanztheater Pina Bausch, die jetzt Rose um Rose an Schnüre klemmt, die quer durch den Raum gespannt sind.
Wie ein Fenster öffnet sich die Szene, genau so hat der Installationskünstler Kai Fobbe sich das vorgestellt. Am Arrenberg, einem Viertel in Aufbruchstimmung, treibt er sein Mega-Projekt „42117 Video in der Stadt“ voran. Die Ziffern stehen für die Postleitzahl, sie bestimmt auch den Umfang seiner Arbeit: Auf 42 Gebäude will Fobbe Videos projizieren — einen Großteil des Film-Grundmaterials hat er mit Regina Advento bereits aufgenommen — die WZ hat einige der Bilder als erste gesehen.
Zwischen dem Procar-Autohaus am Robert-DaumPlatz und dem riesigen Schornstein des Heizkraftwerks in Höhe Westende wird sich die Installation längs der Talachse ausdehnen — „das sind die Eingangstore, dort werde ich die Besucher mit einladenden Gesten abholen.“
Denn seine Videos sollen weder mit grellen Farben reinknallen noch durch schnelle Schnitte die Nervosität anheizen. „Im öffentlichen Raum muss man vorsichtig sein“ — schließlich werden Passanten unvermittelt mit den Bildern konfrontiert, schließlich sind viele abends eher auf Entschleunigung und baldiges Bett eingestellt. Deshalb bearbeitet Fobbe die Farben so, dass nur ein warmes Goldgelb im schwarz-weißen Grundton scheint, deshalb wird er die Geschwindigkeit der Bilder herunterfahren.
Das weltweit Einzigartige ist, dass die Videos über zwei Jahre mit der Abenddämmerung eingeschaltet werden — das alte Arbeiterviertel wird so zum dauerhaften Gesamtkunstwerk. Genau das sorgt für Probleme: Denn es für die Beamer keine Kästen, die Temperaturen zwischen plus 30 und minus 15 Grad aushalten und auch dem Regen zuverlässig trotzen.
Sonst läuft alles wie am Schnürchen. Die angesprochenen Hausbesitzer, von denen manche in der Türkei oder in Moskau sitzen, haben ihre Zustimmung gegeben. Die zahlreichen Genehmigungen sind auch eingeholt — vom Bauamt, von der unteren Denkmalbehörde, vom Umweltamt und von der Straßenbehörde, auch Stadtmarketing und Kulturbüro ziehen mit. Fobbe: „Ich bekomme eine Riesenunterstützung von der Stadt.“