Kammerkonzert: Wenn Freunde musizieren
In der Stadthalle werfen Sinfoniker einen „Blick zurück“.
Wuppertal. Unter dem Motto "Blick zurück" fand der Saisonabschluss des Wuppertaler Sinfonieorchesters mit einem Kammerkonzert in der Stadthalle statt. Einen "Blick zurück" werfen die Musiker nicht nur auf eine bewegte Saison. Auch persönlich können Ulrike Nahmmacher (Violine) und Toshiyuki Kamioka (Klavier) zurückblicken: Bereits nach dem ersten gemeinsamen Konzert im Jahr 2004 entstand die Idee, zusammen Robert Schumanns Sonate d-Moll op. 121 aufzuführen. Es dauerte jedoch, bis sich endlich die Gelegenheit fand.
Und auf einen Weg hin zu dieser Sonate nehmen Nahmmacher und Kamioka auch die Zuhörer mit. Gemeinsam mit Karin Nijssen-Neumeister (Violoncello) eröffnen sie den Abend mit Schumanns Fantasiestücken für Klavier, Violine und Violoncello op.88. Dabei kann man guten Freunden beim Musizieren zuhören: In großer Harmonie und Geschlossenheit und mit Detailfreude gestalten sie die schwermütige und ruhige Romanze. Hoffnungslosigkeit wird erkennbar im Duett, das aber gleichzeitig eine innere Haltung bewahrt.
Claude Debussys letztes vollendetes Werk, die Sonate für Violine und Klavier, greift diese Schwermütigkeit wieder auf. Nahmmacher und Kamioka gelingt es, großflächige Bilder zu malen, die die verschiedenen Stimmungen darstellen: Aufgeregt, innig ruhend, Erinnerungen an spanische Folklore und französische Leichtigkeit scheinen durch. Die Tonalität löst sich auf, Schwermütigkeit setzt sich durch.
Konsequent weitergeführt werden diese Stimmungs-Auflösungserscheinungen in Alfred Schnittkes Sonata Nr. 1 für Violine und Klavier. Wunderschöne Kantilenen wechseln mit brutalen rhythmischen Elementen, das Klavier wird durch die Hilfe von Udo Mertens, der sich fast in den Flügel hineinlegt, zum fast tonlosen Rhythmusinstrument.
Immer wieder blitzen Erinnerungen an Tonalität in einem reinen G-Dur-Akkord auf. Doch die Entwicklung geht weiter: Während die Violine auf ihrer G-Saite verharrt, entfernt sich das Klavier in Tonart und Stimmung. Schnittke selbst beschreibt sein Verfahren als "eine tonale Welt mit atonalen Wegen".