Kirchenmusik 6: Kickende Chorknaben im Kurrende-Heim
Bolzplatz und Basketballkorb sorgen für Abwechslung im Kurrende-Heim.
Wuppertal. Klar, Singen ist hier das Wichtigste. Aber das Zweitwichtigste ist das Fußball-Spielen. Der Platz vor dem Kurrende-Heim an der Mozartstraße glänzt neu gestaltet, jetzt haben die Jungs einen kleinen Bolzplatz und daneben noch einen Basketballkorb. Beides wird hocherfreut angenommen: Kaum kommen die ersten Kurrendaner zur Probe, haben sie schon einen Ball in der Hand oder am Fuß. Immer größer werden die Teams, und Chorleiter Martin Lehmann muss mehrmals bitten, bis die Choristen zur Probe kommen.
Die Gemeinschaft zwischen den jungen Sängern ist für den Erfolg der Konzerte, aber auch für die Motivation ebenso wichtig wie die musikalische Qualität. "Man findet hier schnell Freunde", sagt etwa der zehnjährige Sascha. Wer sieht, wie die Jungen miteinander umgehen und frühere Kurrendaner schwärmen hört, glaubt das sofort. Schließlich verbringen die Sänger eine Menge Zeit miteinander: Zweimal pro Woche haben sie Probe, im Schnitt alle zwei Wochen Konzerte. Wer hier mitmacht, liebt das Singen. Für die Konzerte müssen manch andere Freizeitaktivitäten eingeschränkt werden: "Konzerte haben Vorrang", betont Kaspar (13).
In den Sommerferien bietet die Kurrende immer eine Ferien-Fahrt an. Dort wird zwar auch gesungen, vor allem aber miteinander getobt, gespielt und gebadet. Bei Rallyes und Riegenspielen werden gezielt Jungen unterschiedlichen Alters zusammengesteckt. "Dort lernt man die Interessen der anderen kennen, es bilden sich relativ schnell Grüppchen", erzählt Lukas Klement. Der 20-Jährige war jetzt bei seiner zwölften Kurrende-Freizeit dabei, diesmal als Betreuer, und kennt die Gemeinschaft: "Durch die vielen Reisen und Proben entwickeln sich sehr intensive Freundschaften - unabhängig von Schule und Wohnumfeld."
Für ihre Zöglinge bietet die Kurrende eine Ganztagsbetreuung an. In Zeiten der Offenen Ganztagsschule wird sie jedoch kaum noch angenommen. Während früher studentische Hilfskräfte die Jungen nachmittags betreuten, sitzen die einzelnen Interessenten heute alleine im Hausaufgaben-Raum und können bei Bedarf Hausmeister Ulrich Nüssler, Lehmann oder die Stimmbildnerin Heike Bader ansprechen. Ein warmes Mittagessen wird von einem Caterer geliefert. Hier können die Eltern von Woche zu Woche ein Essen bestellen. Die meisten jedoch kommen nur zum Singen und zur 14-tägigen Stimmbildung. Und natürlich zum Fußballspielen.