Gabriele Leyendecker: Trommeln aus Leidenschaft

In der Percussion-Szene ist die 48-Jährige längst bekannt. In ihrem Studio „Pentaton“ gibt sie ihr Wissen an andere weiter.

Wuppertal. Das kleinste Instrument von Gabriele Leyendecker ist so groß wie zwei Finger, das größte lässt sich selbst im hohen Studio nicht aufbauen. Percussion ist die Leidenschaft der 48-Jährigen - dafür ließ sie ihren bürgerlichen Beruf sausen, dafür reist sie durch die ganze Welt, um neue Techniken und Stile kennen zu lernen.

Bis heute gibt das Studio "Pentaton" in der Percussion-Szene deutschlandweit den Ton an. "Wir sind stark in der Fachpresse vertreten", freut sich Leyendecker. Was auch daran liegt, dass viele bedeutende Percussionisten aus Afrika oder Lateinamerika das erste Mal in Europa in Wuppertal auftreten.

Jeden Sommer reisen Gabriele Leyendecker und ihre Partnerin Dagmar Jungbluth (37) in die Zentren der Percussion-Musik; sie kennen alle Experten und laden viele zu Kursen in ihre Räume an der Klophausstraße ein. Seit fünf Jahren residiert "Pentaton" dort auf 200 Quadratmetern, nachdem die Schule vorher mehrmals umziehen musste. "Es ist schwer, einen Raum zu finden, in dem man auch Lärm machen darf." Wenn zehn oder 20 Menschen auf Trommeln und Becken einschlagen, sind Ohrstöpsel nötig und Nachbarn nicht immer erfreut. Jetzt ist Pentaton umgeben von Wald, Parkplatz und einer Fabrikhalle.

In dem Raum voller Schlaginstrumente ist immer etwas los: Es gibt Kurse für Conga, Samba, Trommeln oder Cajon, für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, wöchentlich oder kompakt an einem Wochenende.

Dabei bleiben Leyendecker und Jungbluth immer neugierig. Sie haben mit als erste das "Cajon" im Angebot (spanisch: Kiste), eine Holzkiste, die an verschiedenen Stellen unterschiedliche Töne erzeugt. Der Spieler sitzt auf ihr und trommelt zwischen seinen Beinen. Ebenso innovativ war vor einigen Jahren das Trommeln auf Abflussröhren. "Heute benutzt das jeder - aber damals war das neu." Leyendecker fasziniert an ihrem Instrument das Allumspannende: "Es betrifft alle Völker der Welt und ist wie eine gemeinsame Sprache, ein menschlicher Ausdruck." Wobei sie nicht versucht, die ursprüngliche und oft rituelle Musik aus Afrika oder Lateinamerika nachzuahmen, sondern sie möchte sie transformieren zu einer neuen Musikform.

Dabei schätzt sie auch das Zusammenspiel mit anderen Künsten, etwa Performances mit Tänzern oder Schauspielern. Gleichzeitig gibt Gabriele Leyendecker auch Kurse für Firmen: Beim Trommeln können sich Teams zusammenraufen, sich in Führungsrollen abwechseln und ein gemeinsames Tempo finden. Sogar 500 Menschen auf einmal hat Leyendecker schon so unterrichtet, bei einem Gospel-Festival in Bonn. Auch auf Berliner Festivals ist sie regelmäßiger Gast.

Doch Leyendecker und Jungbluth unterrichten nicht nur, sie statten ihre Schüler auch mit Instrumenten aus. In ihrem Online-Shop bieten sie rund 1000 verschiedene Artikel aus der Welt der Percussion an. Vieles davon haben sie selber bei Reisen entdeckt und die Werkstätten besichtigt, um die Qualität sicherzustellen. Von Congas über Tragetaschen, Schlägel, Didgeridoos bis hin zu Fellen verschiedenster Tiere gibt es hier ein Angebot, das kein Ladenlokal bieten kann. Wer erst einmal auf den Geschmack gekommen ist, will schließlich sein Instrumentarium immer wieder erweitern.