Kleiner Dodo: Sinfoniker spielen im Kölner Regenwald
Das Wuppertaler Sinfonieorchester spielt die Musik für einen Kinofilm ein.
Wuppertal. "Wie hätten Sie’s denn gerne?" Bevor hier ein falscher Eindruck entsteht: Heinz Walter Florin arbeitet an keiner Fleischtheke und bedient auch keine hungrigen Kunden. Der Dirigent hat genauso gut gefrühstückt wie die 60 Wuppertaler Sinfoniker, die in einem Kölner Tonstudio gebannt darauf warten, was Komponist Henning Lohner auf die Frage des Dirigenten antwortet. Bis es so weit ist, greifen die Regeln einer klangvollen "Dreiecksbeziehung": Lohner sitzt zwar im Nebenraum, wirft aber ein wachsames Auge auf die Musiker. Seine Anmerkungen sind für die Ohren des Dirigenten bestimmt, der sie erst per Kopfhörer entgegennimmt und dann feinfühlig ans Orchester weitergibt.
Ein Affe lernt Geigespielen: Großer Aufwand für den kleinen Dodo
Das klingt dann diplomatisch und hat auch ohne Fleischtheke etwas von einer Salami-Taktik: "Das war schon sehr schön, vielleicht spielen wir die Stelle aber noch einmal - etwas leiser ab Takt 5." Denn schon bevor der kleine Dodo im Januar die Kinoleinwand erobert, geht es um die Wurst, den Feinschliff und den guten Ton. Dabei machen sich die Sinfoniker nicht zum Affen. Im Gegenteil: Was wäre Dodo ohne sie? Kein tierischer Musikus, so viel ist sicher. Andererseits profitiert auch das Orchester von seiner neuen Herausforderung: Zum allerersten Mal nehmen die Sinfoniker Filmmusik auf. Dass sie ausgewählt wurden, um einem Orang-Utan die Geigentöne beizubringen, ist ein affenstarkes Angebot, das Michael Traub nicht ablehnen konnte: "Es ist toll, dass sich die Produktionsfirma die Mühe macht, die Musik mit einem ganzen Orchester aufzunehmen", freut sich der Orchestermanager. Organisator Albert Jung gibt das Kompliment gerne zurück: "Es ist nicht einfach, kurzfristig ein Spitzenorchester zu verpflichten."Denn das sei - abgesehen vom guten Ruf - entscheidend: Wer in der Filmbranche Fuß fassen will, muss kurzfristig einsatzbereit sein. Und das sind die Sinfoniker - im wahrsten Sinne des Wortes.