König Artus ist ein Kind geblieben
Porträt: Ein Elberfelder regiert in Köln: Michael Flöth liebt schrägen Humor. Im Musical „Spamalot“ will er damit die Welt retten.
Zu dumm, dass der WSV immer dann spielt, wenn Michael Flöth ein Eigentor nach dem anderen schießt - planmäßig, versteht sich. Wenn der gebürtige Wuppertaler als König Artus in Köln regiert, kann er nicht bis vier zählen, trifft auf die absurdesten Gegner und hat es auch sonst nicht einfach mit seiner komischen Ritterrunde.
Flöth wäre aber nicht Flöth, wenn er die skurrile "Spamalot"-Truppe am Ende nicht mit viel Humor zusammenhielte. Nur eines bleibt dem Musical-Star verwehrt: "Ich würde mir gern mal wieder ein WSV-Spiel ansehen, aber an Wochenenden kann ich ja leider nicht."
Da steht er schließlich selbst im Rampenlicht - und das mit der nötigen Selbstironie. Dass er einen Regenten spielt, der sympathisch, aber auch schwer von Begriff ist, sieht er mit einem Augenzwinkern: "Ich mache eben gern Blödsinn." Und das darf man getrost doppeldeutig verstehen: "Das Musical macht wahnsinnig viel Spaß."
Im Ernst: Wer kann es schon als Erfolg verbuchen, wenn alle lachen, sobald man die Bühne betritt? Flöth kann es. Das Monty-Python-Musical "Spamalot" ist eine ziemlich schräge Show. Dass sich ein renommierter Künstler, der seit mehr als 30 Jahren im "schweren" Opernfach zu Hause ist, an ein "leichtes" Musical wagt, mag auf den ersten Blick verwundern. Flöth hat eine ganz persönliche Erklärung: "Ich bin ein Kind - immer noch und Gott sei Dank."
Bei allem Respekt vor dem König: Dass er im tiefsten Herzen ein Kind geblieben ist, sieht man ihm nicht an. Denn der groß gewachsene Sänger ist nicht zu übersehen - nicht auf der Bühne, auf der er fröhlich die Welt retten will, und auch nicht hinter den Kulissen, zwischen denen er genauso munter über seine Leidenschaften spricht. "Ich bin ein Familienmensch", betont Flöth, der deshalb ein eifriger Pendler ist.
In Stuttgart war er der Vater von "Elisabeth", zuvor hatte er in der Hamburger "Titanic"-Version den Kapitän gespielt. Auch wenn er inzwischen mit seiner Familie in Süddeutschland lebt und zu seinen königlichen Einsätzen per Zug anreist, hat der Musical-Monarch nach wie vor auch in Wuppertal einen festen Ankerplatz: In Elberfeld steht das vermietete Elternhaus, den Von-der-Heydt-Park liebt er ganz besonders, und auf den "Langen Tisch" am 27.Juni freut er sich wie ein kleiner König. Da stellt sich natürlich die Frage, ob er nicht Lust hätte, mal wieder im Wuppertaler Opernhaus aufzutreten: "Na klar! Da war ich schon als Jugendlicher. Aber dazu gehören immer zwei."
So viel steht jedenfalls fest: Flöths Herz schlägt fürs Opernhaus - und für eine ganz besondere Dame, die den Figuren dort ihre Stimme leiht: Während Flöth in Köln die Ritter zum Steppen bringt, singt Schwester Christa im Wuppertaler Opernchor.
Zwar spricht man im Showgeschäft nicht übers Alter. Doch so viel sei verraten: "Je älter man wird, desto mehr wird man als Typ besetzt. Ich bekomme immer mehr Rollen, die mir sehr nahe liegen", hat Flöth festgestellt. "Erst war ich oft der Nette, jetzt kommt das Schräge." Klassisch war hingegen sein Karrierestart: "Bei den Festspielen in Tecklenburg habe ich in ,Wilhelm Tell’ mitgespielt - zusammen mit meinem Papa. Da war ich elf und hatte den berühmten Apfel auf dem Kopf."
Noch heute ist sein Vater immer dabei, denn die Garderobe, die fünfmal pro Woche sein zweites Wohnzimmer ist, hat er mit privaten Ansichten dekoriert. Und deshalb gibt es dort auch ganz besondere Spiegel-Bilder: Am Schminkspiegel heften Fotos - Bilder vom schauspielernden Vater, von seiner Frau, die aus Persien stammt, der Tochter, die Lehrerin ist, und seinem Sohn, der Sportmanagement studiert.
Eine Lieblingsszene hat Flöth nicht. Grundsätzlich gilt aber: "Wir haben uns eingespielt und sind noch flotter geworden." Rund 150 000 Zuschauer haben ihn bereits als König Artus erlebt. Seit Januar ist er im Amt, bis Oktober wird er am Ball bleiben und deshalb WSV-Spiele verpassen. Dafür hat er in Köln eine Menge Spaß, auch wenn er sich genau das nicht in jeder Szene anmerken lassen darf: "Die Gefahr, dass man anfängt zu lachen, ist in ernsten Szenen am größten...