Körperbilder: Nacktheit auf hohem Niveau
Das Von der Heydt-Museum gibt ab Sonntag in einer neuen Schau den Überblick über 150 Jahre Aktkunst.
Wuppertal. Wer das überaus charmante Bild gesehen hat, wie ein splitternacktes Model sich seinen Popo an einem Heißlüfter zu wärmen versucht, der träumt vielleicht nicht mehr davon, Titelmädchen oder Centerfold eines Männermagazins zu werden.
Die Ausstellung "Nude Visions" im Von der Heydt-Museum zeigt nicht nur ein "historische Dokumentation auf höchsten Niveau" zum Thema Nacktheit, wie Chef Gerhard Finckh erklärt.
Quasi durch das Dunkel zu den Sternen geht es durch die immer heller werdenden Räume - der letzte funkelt in silbrigem Blau - von den Anfängen der Aktfotografien zur heutigen Glamourwelt.
In letzterer gewähren zwei Fotos Juergen Tellers eben den Blick hinter die Kulissen bei Titelfoto-Aufnahmen.
Etwa 250 Bilder aus der Sammlung Fotografie im Münchner Stadtmuseum werden mit neuen Gemälden und vier Skulpturen aus dem eigenen Besitz in der Ausstellung gezeigt.
Darunter so berühmte Exponate wie Bert Sterns Aufnahmen Marilyn Monroes aus "The last Sitting" oder von Guido Mangold, der als Entdecker und Förderer Uschi Obermaiers gilt und die 68er-Ikone 1968 in Kamerun zeigt.
Doch bei der in sieben Kapitel unterteilten Schau geht es weniger um Stars und Sternchen. Am Beginn stehen die so genannten Akademien, das sind Bildtafeln, die Malern, Zeichnern und Bildhauern früher als Studienvorlagen anstelle lebendiger Modelle dienten. "So zu arbeiten galt nicht als fein, das machte man bloß heimlich", so der Museumschef.
Wie groß das Interesse an Tätowierungen war, zeigen Fotos, bei denen diese exotischen Bebilderungen extra nachkoloriert wurden, bei Exponaten aus den 20er bis 40er Jahren rücken neben dem ästhetischen Körperkult oft technische Raffinessen wie Solarisationen in den Vordergrunde.
Im Vergleich zum weiblichen Akt ist der Männerakt wenig stark im kollektiven Gedächtnis verankert. Bislang, denn die "Nude Visions" widmen diesem Aspekt einen eigenen Raum.
Ohne Zweifel vermag nichts den Blick so auf sich zu lenken, wie der nackte menschliche Körper. Die von Ulrich Pohlmann aus dem Münchner Stadtmuseum kuratierte Schau macht sich diesen schönen Umstand zunutze und ist eine sehenswerte Gratwanderung zwischen Aufklärung, Anregung und Schaulust, wie Finckh meint.