Krisen, Kunstwerke und Utopien

Als Gast des Neuen Kunstvereins zeigt Christian Odzuck im Kolkmannhaus, wie man den Raum (neu) begreifen kann.

Wuppertal. Zur Eröffnung im Mai hingen Bilder und Objekte zahlreicher Künstler an den großzügigen Wänden. Im Juli wurden sie als Projektionsfläche für Videokunst genutzt. Bei der aktuellen Ausstellung bleiben sie unberührt.

Der Raum selbst steht nun im Zentrum der Kunst. "Das führt weg vom üblichen Format. Hier wird der Raum mitformuliert", erläutert Erik Schönenberg, 1.Vorsitzender des Neuen Kunstvereins an der Hofaue. Dort wird es in den kommenden fünf Monaten insgesamt neun Ausstellungen zum Leitthema "Krisen & Utopien" geben.

Den Anfang macht Christian Odzuck aus Düsseldorf. "Er dekonstruiert utopische Momente der Architektur und gewinnt neue Zugänge zur Stadtplanung" - so heißt es in der Einladung zur Ausstellung mit dem Titel "Progress Of Parade" - angelehnt an die "Parade Of Progress", die ab Ende der 30er Jahre in den USA den Fortschritt demonstrieren sollte. "Ein Zeitpunkt, an dem ‚Fortschritt’ noch nicht moralisch besetzt war", wie Christian Odzuck anmerkt. Erst einige Jahre später, mit dem Einsatz von Atombomben, sollte das prinzipiell Richtige in Bezug auf den Fortschritt relativiert werden.

So, wie Odzuck den Titel umformuliert hat, so erscheint auch der große Raum des Kunstvereins. Und eröffnet damit viele Möglichkeiten der Wahrnehmung beim Betrachter. Dieser kann neben der Installation stehen, oder unter ihr, im Licht, im Schatten oder fast Teil von ihr werden, wenn er sich auf die zellartige Struktur, die mit 400Metern Dachlatten erschaffen wurde, einlässt.

Dass der Raum und der Betrachter und das Innen und Außen dabei immer wieder in einen neuen Kontext gesetzt werden, ist das, was der Künstler erreichen möchte: einen körperlichen Bezug zum architektonischen Raum schaffen - und das als kontinuierlichen Prozess. Das Bewusstmachen ständiger Veränderung ermöglicht hierbei den Brückenschlag zum historischen und gesellschaftlichen Bezug.

Die Ausstellung kann bis zum 19. September im Neuen Kunstverein Wuppertal, Hofaue 51, besichtigt werden - jeweils mittwochs bis freitags von 17 bis 20 Uhr sowie samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr.