Neuer Kunstverein Künstlerin Heike Pallanca macht die Galaxie anschaulich
Heike Pallanca stellt derzeit beim Neuen Kunstverein aus und zeigt die Vielfalt der Galaxie.
Wuppertal. Raum und Zeit, Kultur und Natur: Groß wie auch abstrakt sind die Themen, die sich mit Heike Pallanca und ihrer Ausstellung „Lanikea“ verbinden. Beim Neuen Kunstverein ist besonders der erste Teil dieser Reihe in Vielfalt zu erleben: Ein Raum als Ganzes ist künstlerisch bespielt, die „Räumlichkeit“ in der Hofaue wird zum Ort der Reflexion.
Den Anknüpfungspunkt dafür benennt der Titel. „Lanikea“ bedeutet demnach soviel wie „unermesslicher Himmel“ und ist der Name, mit dem Wissenschaftler nach neuen Forschungen unser Galaxiensystem bezeichnen. Stark nach oben korrigieren mussten sie dessen angenommene Größe, in der unsere Milchstraße ein Teil, unser Planet ein winziger Teil ist und das damit als Synonym schlechthin taugt für: unvorstellbar.
Unvorstellbares anschaulich machen, das also versucht die Ausstellung, und Installation könnte man sie deshalb nennen, weil sie nicht nur Einzelnes zum Thema versammeln, sondern temporär eingerichtet als kleiner Kosmos wirken will. Die Elberfelder Lokalität setzt da ihre eigenen Vorgaben mit ihrer lang gestreckten Form, frontal zulaufend auf eine tiefschwarze Wand — heute wie ein Nachthimmel. Als Weg dorthin hat Pallanca nun den Boden einbezogen und mit Schiefersplitt bedeckt. Ein ständig präsentes Element, es knirscht unter den Füßen: Dem Unendlichen, scheint es, nähert man sich hörbar, spürbar, sinnlich.
Flankierend dorthin finden sich kleine Arbeiten. An der linken Seitenwand hängen Darstellungen von Planeten, und ihr Material ist interessant: Die Künstlerin besitzt eine Sammlung aus Hunderten Fotos und wählte daraus einige, die durch kreisrundes Ausschneiden nun Neptun oder Uranus ähneln. Was heute als farbige Struktur eines Planeten erscheint, war demnach ursprünglich die Aufnahme von etwas sehr Irdischem — etwa einem Wasserschaden in ihrem Atelier. Wenn man so will: Ein ästhetisch günstiger Zufall. In dieser Nutzung von Naturkräften möchte man freilich auch einen Beitrag zu einer Grundfrage sehen, der sich der Neue Kunstverein derzeit explizit verschrieben hat: dem erwähnten Verhältnis von Natur und Kunst. Der nämlich fällt sonst bei „Lanikea“ eher wenig in den Blick.
Dafür hat anderes den Zugriff Pallancas gefunden. Das Merkmal „Tiefe“ gehört dazu, denn zum Firmament wurde die Frontalwand erst durch aufgebrachte Muschelgehäuse: Die Tiefe des Alls ist in Bezug gesetzt zum Ursprung dieser winzigen Gebilde, den Meerestiefen. So mag man auch das Spiel mit Dimensionen heute als Bindeglied wahrnehmen: Die schwarze Scheibe an der Wand trifft auf zwei quer davor gesetzte Sandrosen, vielleicht wieder zu verstehen als urwüchsiges Detail vor ungreifbarer Weite.
Der versprochene Aspekt Zeit wiederum tritt zurück in dieser Ausstellung, die vielmehr als Gesamtkunstwerk stark aufs besagte Thema Raum fokussiert. Das indes tut sie eindrücklich und direkt erlebbar.
Die Ausstellung „Laniakea“ ist noch bis Sonntag, 11. Juni, beim Neuen Kunstverein Wuppertal, Hofaue 51, zu sehen. Und zwar donnerstags und freitags, 17 bis 20 Uhr, sowie samstags von 15 bis 18 Uhr.