Kultur-Einsparungen: Jede Lösung wird sehr bitter

Das 70-seitige Gutachten zu den Bühnen zeigt mehrere Alternativen auf. Hier ein Überblick.

Wuppertal. Der Titel ist genauso lang wie ernüchternd: In dem Gutachten geht’s um die "Erarbeitung und Bewertung von Zukunftsszenarien für die Wuppertaler Bühnen GmbH vor dem Hintergrund drohender Zuschussreduzierungen". Konkret gesagt: Martin Dehli von der Beratungsfirma actori spielt drei Optionen durch:

Wenn beide Sparten erhalten bleiben, bedeutet das "radikale Einschnitte im Spielplan". So kommt der Gutachter zu dem Ergebnis, dass in diesem Fall 44 Stellen abzubauen sind, Etat-Kürzungen (20 Prozent) in beiden Sparten notwendig werden, das Schauspielhaus-Foyer als kleine Spielstätte aufgegeben werden muss, es 50 Prozent weniger Neuproduktionen und 55 Prozent weniger Vorstellungen als bisher gibt.

Für die beiden Ensembles und das Sinfonieorchester heißt das, dass sie nicht ausgelastet sind. Für das Publikum bedeutet dies: "Große Opern-Produktionen sind nicht mehr finanzierbar, das Opernrepertoire muss auf Vorklassik und Moderne beschränkt werden. Das Schauspiel verliert den Anschluss an das zeitgenössische Sprechtheater, da die wenigen Vorstellungen im großen Haus für Klassiker genutzt werden müssen."

Für den Fall, dass die Opern-Sparte aufgegeben wird, rechnet der Gutachter mit dem Abbau von 59 bis 70 Stellen. Diese Variante "eröffnet allerdings finanzielle Spielräume für Gastspiele oder eine kleine Spielstätte für die verbleibende Schauspiel-Sparte".

Für das renommierte Wuppertaler Sinfonieorchester hingegen hätte die Auflösung des Musiktheaters fatale Folgen: "Es verliert eines seiner Standbeine, da es nicht mehr als Opernorchester genutzt wird." Negative Auswirkungen prophezeit der Gutachter vor allem auch für das Image als Kulturmetropole.

Gastauftritte von Musiktheater-Truppen könnten die Lücke wohl kaum füllen. "Gastspiele finden erwartungsgemäß wenig Zuspruch beim Publikum", heißt es in der Studie. Erfahrungsgemäß könnten eingekaufte Tournee-Produktionen speziell junges Publikum kaum an das Theater binden.

Auch dies gibt der Gutachter zu bedenken: "Im großen Haus sind die Möglichkeiten für Schauspiel-Produktionen nicht ideal, die Wuppertaler Bühnen werden in diesem Szenario ein Opernhaus ohne Oper."

Auch diese Option bringt einen deutlichen Personalabbau (49 bis 55 Stellen) mit sich. Wird das Schauspiel geschlossen, könnte das eingesparte Geld zwar in die Opern-Sparte fließen und in Sprechtheater-Gastspiele investiert werden, die den Verlust zumindest teilweise auffangen. Aber auch hierbei seien Gastauftritte keine ideale Lösung, wie die Studie klar stellt: "Der künstlerische Standard im Schauspiel ist dadurch nicht zu halten, mit einem Verlust der Strahlkraft des Hauses ist zu rechnen."

Schließlich warnt derGutachter auch, dass ein "Wegfall aller theaterpädagogischen Aktivitäten die Heranführung eines jungen Publikums an das Theater stark erschwert".