Lachsalven im TiC

Situationskomik und schlagfertige Dialoge beim „Abschiedsdinner“ überzeugten.

Foto: Gerhard Bartsch

Wuppertal. Die „VZF“ ist zu knapp — die „verfügbare Zeit für Freunde“, befindet Pierre. Deshalb möchte er sich zukünftig auf die wirklich interessanten Menschen konzentrieren und für alle anderen Abschiedsdinner veranstalten. Die gleichnamige Komödie sorgte bei der Premiere im TiC für Lachsalven.

Wie schon in ihrem Stück „Der Vorname“ haben die Autoren Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière wirklichkeitsgetreue Charaktere und Szenen geschaffen, die nur ein ganz klein wenig überspitzt zueinander gefügt werden. Die schlagfertigen Dialoge und die sich mühelos in die Handlung einpassende Situationskomik reißen die Zuschauer schnell mit.

Auf der einen Seite steht Pierre, der etwas langweilige Verleger wenig nachgefragter Bücher. Michael Baute spielt ihn als großen Jungen, der den Anforderungen des Erwachsenen-Lebens schlecht gewachsen ist. Das fällt umso mehr auf, als seine Ehefrau Clotilde (Sabine Henke) sehr energisch die Planung des Familienlebens übernimmt.

Trotzdem gelingt es Pierre, sie nach dem Vorbild eines Bekannten zum Abschiedsdinner für unliebsame „Phantomfreunde“ zu überreden. Antoine und seine Frau Bea sollen die ersten sein. Aufwändig planen Pierre und Clothilde den Abschiedsabend mit Pierres Lieblingsmusik und Lieblingsessen sowie einen Wein aus dessen Geburtsjahrgang. Sobald André Klem als Antoine auftritt, versteht man die Vorbehalte: In Koloraturen lacht Antoine giggelnd, erzählt langatmig zurückliegende Geschichten, überfällt seine Freunde mit Umarmungen. Seine Frau Bea — eine Schauspielerin — sei durch eine Aktion verhindert, erklärt er. Schnell werden die Gegensätze zwischen der exaltierten Künstlerin, die gerne auch nackt auftritt, und der pragmatischen Clothilde deutlich.

Klem schafft sehr schön den Übergang zwischen dem anfangs noch relativ normalen, dann immer emotionaler auftretenden Antoine. Auch er hat vom Abschiedsdinner gehört und entdeckt plötzlich die Absicht dieses Abendessens.

Doch statt die Tür für immer hinter sich zuzuwerfen, zeigt er Pierre, was wirkliche Freundschaft ist. Er verlangt eine letzte Aussprache — in der Rolle des jeweils anderen. Antoine besteht auf einem kompletten Kleiderwechsel der beiden Männer. Unter den entsetzten Blicken von Pierre entledigt sich Klem eines Kleidungsstücks nach dem anderen, bis er nur noch im T-Shirt auf der Bühne steht. Flugs werden die beiden Sofas zur Umkleide, und Michael Baute übernimmt nun den karierten Anzug von Antoine. Dann spielen sie den Abend noch einmal im Rückblick nach.

Feinfühlig choreografiert Regisseur Raik Knorscheidt diese Therapiestunde der beiden nicht mehr ganz jungen und ziemlich behäbigen Männer.

Schritt für Schritt zeigt er, wie sie allmählich ihre Freundschaft, das gemeinsame Lachen wiederentdecken. Sie liegen auf dem Sofa und spielen Wortspiele, erinnern sich an alte Zeiten und merken, dass sie alle beide ihre Schwachpunkte haben. Bis die Frau einschreitet und der Erinnerungsseligkeit ein Ende bereitet. Der lang anhaltende Applaus des Publikums zeigt, dass viele den einen oder anderen Freund in den Figuren wiederentdeckt haben.