Kultur Auf die eigenen Museen und Sammlungen besinnen
„Possible to imagine“, die Initiative zum musealen Dialog, setzte sich am Dienstag fort und das unter neuen Bedingungen. Die letzten Runden seien immer vor dem Hintergrund geschlossener Museen geführt worden ohne zu wissen, „wann wir wieder aufmachen können“.
„Wir wollen nachdenken darüber, was Museen können und vielleicht noch besser machen sollten – das was nötig, und das was möglich ist“, leitete der Von der Heydt-Museumsdirektor Dr. Roland Mönig ein. „Possible to imagine“, die Initiative zum musealen Dialog, setzte sich am Dienstag fort und das unter neuen Bedingungen. Die letzten Runden seien immer vor dem Hintergrund geschlossener Museen geführt worden ohne zu wissen, „wann wir wieder aufmachen können“. Nun aber wisse man: „Wir können wieder starten“, freute sich Mönig.
Am heutigen Donnerstag dürfen wieder Besucher die Ausstellungen des Museums besuchen. In der kommenden Woche wird auch in Bremen wiedereröffnet: Museumsdirektor Dr. Christoph Grunenberg war Gast des Dialogs am Dienstag und digital zugeschaltet.
Fast 200 Jahre alt ist die Kunsthalle Bremen, ihr jüngster Teil erst neun Jahre. Grunenberg übernahm den Neubau „beinahe schlüsselfertig“, nachdem ein Anbau aus den 80er Jahren abgerissen, symmetrische Flügel angebaut worden waren. Was 2011 rund 5500 Quadratmeter mehr brachte. „Eine wirklich radikale Angliederung eines modernen Baus an ein altes historisches Gebäude, und ein Bau, der beide Elemente zusammenbringt“, so der Direktor.
Mischung aus Bekanntem
und Unbekanntem zeigen
Das Konzept der Kunsthalle Bremen ist eine Mischung – aus Malerei und Skulptur, aus bekannt und unbekannt, um sich nicht auf große Namen der Kunst zu beschränken. Das bedeute auch unvoreingenommen im Depot zu stöbern und unterschiedliche Schichten einer Sammlung zu zeigen, erzählte Grunenberg anhand einiger Ausstellungen. Einen lokalen Bezug zur Institution verknüpft mit globalen Fragestellungen ermöglichte „Der blinde Fleck“, eine Ausstellung zur Kolonialgeschichte der Stadt, die einen neuen Blick auf Kulturen warf. In „What is love? Von Amor bis Tinder“ ging es um die Digitalisierung, die auf die Themen Beziehung, Liebe und ihre unterschiedlichen Formen hin erforscht wurde.
„Wir haben Werke der Sammlung vom späten 15. Jahrhundert bis in die Gegenwart gezeigt“, so der Museumschef. Eine die Rezeption von Kunst fördernde Atmosphäre mit lila Wänden und roten Sofas kam besonders beim jungen Publikum gut an.
Das ambitionierteste Projekt, das er je realisiert habe, war zu „Ikonen. Was wir Menschen anbeten“. „Da haben wir das gesamte Gebäude leergeräumt und jeden Raum, auch die Treppenhäuer, mit je einem Werk bespielt.“ Die Auswahl reichte vom mittelalterlichen Andachtsbild bis zu zeitgenössischer Kunst wie dem „Balloon Dog“ von Jeff Koons als Highlight.
Das Museum habe laut Grunenberg als Botschafter der Stadt eine wichtige Rolle mit Strahlkraft nach außen. Gleichzeitig richte sich der Blick nach innen auf die Geschichte des Museums und seiner Sammlung: „Ich hoffe, dass diese Krise auch eine gewisse Besinnung auf die Werte und die Schätze, die hier vor Ort sind, bringen wird. Dass wir uns auch für ein paar Stunden in einen Zug setzen können, um fantastische Sammlungen und Ausstellungen zu sehen.“