Performance Spannender Tanz-Spaziergang auf der Hardt

„Lieblos“ heißt das gut 40-minütige Stück von Luca Völkel. Vor kurzem gab es die Freiluft-Version „Public Lieblos“, die als performativer Spaziergang das Publikum an fünf verschiedene Orte auf der oberen Hardt mitnahm.

An fünf Orten im Botanischen Garten fand der performative Tanz-Spaziergang statt.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Auf der großen Wiese hinter den Gewächshäusern stehen Menschen in kleinen Gruppen und schauen erwartungsvoll. Irgendetwas wird hier gleich passieren. Zwei junge Mädchen liegen dekorativ auf einem Felsbrocken, zwei elegante Damen in schicken Hosenanzügen streifen mit Klappstühlen über die Wiese. Klaviermusik ist zu hören. Plötzlich beginnen die Damen auf der Wiese zu tanzen. Mit großräumigen Bewegungen erzählen sie von Nähe und Distanz, von Lebenslust und Zurückhaltung. Die Musik erzählt indessen von Gilbert & George, dem britischen Künstlerpaar, das Leben, Gedanken und Gefühle in großformatigen Werken inszeniert hat.

60 Zuschauer hat die Stadt für diese Tanz-Performance erlaubt. Auch hier im Freien gilt „g-g-g“. Auf der Wiese ist viel Platz. Familien beim Picknick schauen herüber, zwei kleine Jungen, etwa vier Jahre alt, versuchen ebenfalls zu tanzen. Auch sie scheinen von der großartigen Performance begeistert zu sein. Langsam endet der spannende Pas de deux und der Fokus richtet sich jetzt auf den Felsbrocken. Dort lösen sich die Tänzerinnen und beginnen mit ihrer Performance. Die eine schält behutsam die andere aus einer Umhüllung, einem übergroßen schwarzen Overall, und zieht ihn selbst an. Die beiden formen das Spiel von Umhüllen und Enthüllen, von Schützen und Bloßstellen so spannend, dass immer mehr Zuschauer über die Wiese verteilt hinzukommen.

Die Tänzerinnen wirken im Gegenlicht wie Schattengestalten. Sie gehen der Sonne entgegen und führen das Publikum zum nächsten Ort. Dort im großen Glashaus befinden sich zwei junge Frauen im Tennisdress. Ohne Musik erzählen sie mit expressiven, spannungsgeladenen Bewegungen hautnah die Geschichte eines Tennismatches. Sie tanzen von Konkurrenz, Sieg und Niederlage. Eine Person kommt herein und überschüttet die beiden mit fast 100 Tennisbällen, die sie sogleich in ihr „Spiel“ aufnehmen.

Die Zuschauer draußen vor den Fenstern hören derweil den Originalton eines Tennisturniers mit Roger Federer. Das Publikum folgt dem roten Faden, der auf der Sommertanzfläche weitergesponnen wird. Hier zeigen die jüngsten Tänzerinnen Mathilda, Ediana und Sophie eine beeindruckende Choreographie, bei der ihre Improvisationen immer stärker in Wellenbewegungen hineinfließen. Sie finden ein Papierschiffchen in der Signalfarbe Orange, lassen es nebenan im Brunnen schwimmen und setzen ihre Choreo im Wasser fort. Am fünften Ort, mitten im Botanischen Garten zwischen Blumen und Stauden, tanzen jetzt alle miteinander. Auch die strenge Dame in schwarz, die als eine Art Regieassistentin agierte, tanzt expressiv mit. Alle neun Tänzerinnen kommen sich näher und verschmelzen schließlich miteinander.

Das begeisterte Publikum spendet großen Applaus für die Tänzerinnen und den Choreographen Luca Völkel.