Kultur Mit der Kurrende fängt die Weihnachtszeit erst richtig an

In der Sonnborner Hauptkirche gab der Knabenchor sein erstes Quempas-Konzert.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Wenn die Wuppertaler Kurrende zur Adventszeit die Kirchen betritt und dabei mit Vorschuss-lorbeer in Form von kräftigem Beifall bedacht wird, ist eins ganz klar: Jetzt fängt in der Stadt die Weihnachtszeit erst richtig an. Denn ihre Quempaskonzerte sind Kult, gehören mit zu den Großereignissen im städtischen Kulturleben. Nicht anders verhielt es sich in der sehr gut besuchten Sonnborner Hauptkirche, als der Knabenchor seine erste Vorstellung gab.

Erstmals lag die große Verantwortung dafür auf den Schultern von Stephan Hensen, der seit Mai dieses Jahres den eigentlichen künstlerischen Leiter Dietrich Modersohn vertritt. Er kennt die Kurrende aus dem Effeff, gehörte er ihr doch seit seinem 7. Lebensjahr an. In den paar Monaten hat der Kirchenmusiker mit abgeschlossenem Chordirigat-Studium großartige Arbeit geleistet, den Chor zu ei-nem noch homogeneren Klang-körper geformt.

Hensen dirigiert nicht nur mit den Armen. Seine Körpersprache drückt zusätzlich die musikalischen Spannungen und Inhalte aus. Und er singt pantomimisch mit. Das Resultat konnte sich am Vorabend zum dritten Advent wahrlich hören lassen.

Die weihnachtlichen Gesänge mit und ohne Instrumentalbegleitung des Konzertchors sprühten vor differenziertem Klangreichtum. Altbekanntes wie „Es kommt ein Schiff, geladen“, „Ich steh’ an deiner Krippen hier“ und „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ erstrahlten ausgewogen vom Altarraum. Auch modernere Lieder (das von Zoltàn Kodaly vertonte „Veni, veni Emmanuel“ und Benjamin Brittens „A Hymn to the Virgin“) erklangen sehr ausdrucksstark.

Dann gab es noch eine Uraufführung. Denn der Wuppertaler Komponist und Chorleiter Peter Paul Förster ließ sich nicht zweimal bitten, für den traditionsreichen Knabenchor ein Stück zu schreiben: Sein „Da ward geborn ein Kind“ mit überwiegend tonalem Duktus kam sehr gut an. Hinzu gesellte sich Thorsten Pech. Bei einigen Gesängen war er an der Orgel dem evangeli-schen Chor ein stets mitatmender Begleiter.

Auch Harfenistin Manuela Randlinger-Bilz vom Sinfonieorchester Wuppertal stimmte sehr sensibel mit ein.

Höhepunkt war wie immer der Quempas, an dem sich alle, auch das Publikum beteiligten. Die jüngsten unter ihnen, die Chorschüler, nahmen wie gewohnt mit Kerzen in der Hand im Kirchenschiff Aufstellung und intonierten trotz spürbarem Lampenfieber das Lied „Den die Hirten lobeten sehre“ überaus ergreifend.