Molière im Leo-Theater: Schmeicheleien, Zweifel und ein eingebildeter Kranker
Molières Komödie begeisterte die Premierengäste.
Langerfeld. Gleich zu Beginn gibt es Szenenapplaus für Bühnenbild und Kostüme. Für Molières "Der eingebildete Kranke" haben die Mitarbeiter des Leo Theaters in Langerfeld ein stilvolles Ambiente mit rot gemusterten Samt-Tapeten, altem Schreibsekretär und einem großen Ledersessel geschaffen.
Die Schauspieler hat Racine Tewes mit ausladenden Roben und Rüschen-Hemden im Stil des 17.Jahrhunderts ausstaffiert. Weiße Lockenperücken vervollständigen die Pracht. In der Mitte hängt Hausherr Argan jammernd auf dem Sessel und kommandiert Bedienstete und Familie herum.
Wunderbar spielt Herbert Ruhnau den eingebildeten Kranken: Wie er wütend auffährt, wenn jemand an seiner Krankheit zu zweifeln wagt und dann mit Schmerzenslaut zusammensinkt, wie er bemüht humpelt oder sein ganzes Erstaunen in einen Augenaufschlag legt, zieht die Premierenzuschauer sofort in den Bann. Kichernd verfolgen sie jede seiner Bewegungen. Prachtvoll agiert auch Ilka Schäfer als Argans hinterlistige Ehefrau. Süß säuselt sie ihm Schmeicheleien ins Ohr, fasst aber seine Decke nur mit spitzen Fingern an und verzieht hinter seinem Rücken angeekelt das Gesicht.
Das Dienstmädchen Toinette, das mit raffinierten Tricks und Täuschungen das glückliche Ende herbeiführt, wirkt bei Manuela Pawlik zwar selbstbewusst und lebhaft, aber nicht verschmitzt genug für diese Comedia dell’Arte-Figur.
Racine Tewes kann die moderne Frau in der Rolle der braven, verliebten, aber trotzdem gehorsamen Tochter Angelique nicht ganz ablegen. Sehr schön spielt Rick Schneider den tollpatschigen, kindischen Sohn von Dr.Diaforius (Wolfgang Simmelink), den Argan seiner Tochter als Ehemann zugedacht hat.
Theater-Chef und Regisseur Thorsten Hamer tritt versiert als Leibarzt und Bruder des Kranken auf. Insgesamt jedoch agiert das noch junge, große Ensemble gut aufeinander eingespielt und bringt den Witz und Esprit dieses Theaterklassikers gut herüber. Begeisterter Applaus beim Premierenpublikum.