Schauspiel-Intendant stellt die Sinnfrage

Wie wichtig ist das Theater für Wuppertal? "Der Kirschgarten" soll eine Diskussion entfachen.

Wuppertal. Nach der Premiere ist vor der Premiere. Oder anders gesagt: Nichts beschäftigt einen Regisseur mehr als das aktuelle Stück.

Wer jetzt glaubt, dass Christian von Treskow seit Jahren davon träumt, auf großer Bühne zu zeigen, was "Der Kirschgarten" zu bieten hat, irrt sich allerdings gewaltig. Tschechows letzte Arbeit stand nicht gerade ganz oben auf der Wunschliste des Intendanten - bisher zumindest. "Ich hatte mit Tschechow noch nie etwas zu tun", gibt der 41-Jährige freimütig zu. Inzwischen jedoch beschäftigt ihn kaum etwas mehr als die dramatische Arbeit des russischen Autors.

Schuld hat der schnöde Mammon: "Als ich Intendant wurde, habe ich mir vorgenommen, das Thema Geld über mehrere Jahre hinweg zu bearbeiten - in verschiedenen Inszenierungen", erklärt der Schauspiel-Chef sein Konzept. "Eine Billion Dollar" war also erst der Anfang. Nun, in der zweiten Spielzeit, folgt "Der Kirschgarten".

Das Stück passt nicht nur allgemein zum Thema Ökonomie, sondern auch speziell zur städtischen Wirtschaftslage, wie der Regisseur mit Blick auf die Sparmaßnahmen betont, die dem eigenen Haus drohen. "Es geht um eine Familie, die extreme finanzielle Schwierigkeiten hat, sich aber trotzdem mit dem scheinbar Schönen und Nutzlosen beschäftigt."

Keine Frage: Der Bezug zur Realität dürfte nicht zu übersehen sein - dafür soll nicht zuletzt das Bühnenbild sorgen. "Der Kirschgarten" spielt sich größtenteils in einem Zimmer ab, das auf einer Schrägen hydraulisch nach hinten gezogen wird. "Es ist ein Sinnbild fürs Theater" - so viel verrät von Treskow jetzt schon. Die Kluft zwischen Zuschauern und Bühnengeschehen wird im Laufe des Stücks langsam, aber sicher größer. "So, wie sich Wuppertal immer mehr von seinem Theater entfernt."