Musikalisches Gedenken: Eine Messe für Rossini

Das Sinfonieorchester hat sich des fast zweistündigen Mammutwerkes angenommen.

Foto: Gerhard Bartsch

Wuppertal. „Ich gebe zu, dreimal in meinem Leben geweint zu haben: Als meine erste Oper durchfiel, als ich Paganini die Violine spielen hörte und als bei einem Bootspicknick ein getrüffelter Truthahn über Bord fiel.“ Solche Sprüche kamen Gioachino Rossini über die Lippen, einer der bedeutendsten Opernkomponisten. Er war zu Lebzeiten so etwas wie ein Popstar, obwohl er bereits mit 37 Jahren sein letztes Bühnenwerk schrieb. Er war ein Genussmensch, frönte unter anderem der Kochkunst. Als er 1868 76-jährig starb, war auch unter seinen italienischen Kollegen die Trauer groß. 13 von ihnen arbeiteten prompt an einer Messe zu seinem Gedenken.

Doch die „Messa per Rossini“ verstaubte in der Schublade, wurde erst 119 Jahre später uraufgeführt. Nun, passend zum Totensonntag, nahm sich das Sinfonieorchester Wuppertal im Großen Saal der Stadthalle dieses nicht ganz zweistündigen Mammutwerks an. Bühne und Chorpodium waren voll; neben der großen Orchesterbesetzung wirkten zwei Chöre und fünf Gesangssolisten mit. Es ist immer riskant, zwei unterschiedliche, nicht aufeinander eingestimmte Gesangsformationen gemeinsam singen zu lassen: Das geht in der Regel zulasten eines harmonischen Klangbildes. In diesem Fall waren es der Opernchor der Wuppertaler Bühnen (Einstudierung: Jens Bingert) und der Chor der Konzertgesellschaft (Einstudierung: Christopher Brauckmann), also Profis und Laien.

Beide Formationen waren eindeutig hörbar voneinander unterscheidbar, wenn sie zusammen sangen. Doch sie bewältigten ihre Partien mit klarer Diktion sehr gehaltvoll. Etwa gelang ihnen das abschließende „Responsorium“ aus der Feder Giuseppe Verdis, für den es eine Art Spielwiese für sein fünf Jahre später geschriebenes Requiem war, außerordentlich ergreifend. Sopranistin Adréana Kraschewski und Tenor Niclas Oettermann gefielen mit ausdrucksstarken, tragfähigen Stimmen.

Dagegen konnten sich Mezzosopranistin Julia Mattheis in der tiefen Lage sowie generell Krum Galabov (Bariton) und Ulrich Schneider (Bass) nur dann und wann gegenüber den vorzüglich aufspielenden städtischen Sinfonikern durchsetzen. Erwin Ortner hatte auch ohne Taktstock dank präziser Körpersprache den gewaltigen Klangkörper trotz kleiner dynamischer Ungenauigkeiten seitens des Orchesters voll im Griff. Der Wiener Dirigent aus der Meisterschmiede von Hans Swarowsky, aus der Pultstars wie Claudio Abbado, Zubin Mehta oder Mariss Jansons hervorgingen, sorgte für eine elektrisierende Aufführung.