Talwords: Im Rausch der Wörter
Fünf Poeten begeistern beim Literaturabend in der Volkshochschule.
Wuppertal. Talwords — das ist ein Wortrausch, von fünf Poeten entfesselt. Ort des Literaturabends ist die Bergische Volkshochschule. Oder auch „Volxhochschule“, wie der Autor und Zeichner Gerhard Seyfried es nennt. Seine gesammelten Werke können sich die Besucher im Foyer anschauen, bevor sie das Forum füllen.
Seyfrieds Karikaturen von Haschrebellen und Polizisten haben ihren Charme nicht verloren. Einige Bilder scheinen aktueller denn je. „Wir sind Flüchtlinge aus Berlin!“, rufen zwei in Afrika gestrandete Hippies einem Grenzbeamten zu. „Hier nix bleiben!“, schnaubt er sie an.
„Dichter gehen dichter ran an die Wörter“, sagt Moderatorin Jutta Koster. Auf Mitch Heinrich trifft das definitiv zu. Vor ihm sind weder Vokale noch Konsonanten sicher. Aus ihnen formt er reinste Musik. Mitreißend spielt er auf einem unsichtbaren Didgeridoo. Beatboxing kann er sowieso. Heinrichs Freund und Kollege Max Christian Graeff trägt Gedichte vor. Was tun, wenn die Stimmung durch eine Schimpfkanonade verdorben wird? Graeff schrieb ein „Tourette-Sonett“ drauf.
Koster will auch David J. Becher vorstellen. Doch schon stürmt Bechers Alter Ego Gerlinde Buschermöhle im Blümchenkleid auf die Bühne, um „Angelikazismen“ zu diskutieren. Verwirrend ist das ja schon, wenn das neudeutsche „Call“ einen an „Kohl“ erinnert. Woll nich?
Lebensmittel haben es auch dem bayerischen Brasilianer Zé do Rock angetan. Neben vereinfachten Sprachversionen wie Kauderdeutsch hat er ein Ultradeutsch ganz ohne Fremdwörter erfunden. Da heißt dann Banane „Affenbrot“ und Zwiebel „Heulgemüse“. Den größten Applaus aber bekam Poetry-Slammerin Lisa Schöyen. Die 20-Jährige hat etwas zu sagen. Zum Beispiel zur alltäglichen Frauenverachtung. „Es is wie es is — aber so kann es nicht bleiben.“ Über die große Resonanz freut sich auch Veranstalter Detlef Vonde. „Könnte sein, dass wir das nächstes Jahr noch mal machen.“ dad