Kultur Den Bühnen fehlen 300 000 Euro

Der Stadtkämmerer hat 80 000 Euro mehr für 2017 zugesagt. Kulturdezernent Nocke: „Das reicht nicht, um eine Insolvenz abzuwenden.“

Wuppertal. Zusätzlich 80 000 Euro bekommen die Bühnen im Jahr 2017 — das hat Stadtkämmerer Johannes Slawig zum Amtsantritt von Oberbürgermeister Andreas Mucke überraschend angekündigt. Die Bühnen stecken in der finanziellen Krise. Weil die Stadt die Tariferhöhungen für die Bühnen-Mitarbeiter nicht übernimmt (die sogenannte Deckelung), sind nach heutigem Stand spätestens im Sommer 2019 alle Rücklagen aufgebraucht — die Bühnen wären pleite.

„Das Problem ist mit den 80 000 Euro natürlich nicht gelöst“, sagt Kulturdezernent Matthias Nocke (CDU). Er sieht darin aber immerhin „ein Zeichen guten Willens“. „Jeder Euro zählt“, betont Enno Schaarwächter, Geschäftsführer der Bühnen, optimistisch. Heute wollen Geschäftsführung und Aufsichtsrat der Bühnen in einer ersten Klausursitzung Ansätze zur Restrukturierung besprechen.

„Klar ist, dass alle den Fortbestand unseres Drei-Sparten-Theaters gewährleisten wollen“, sagt Nocke. Ihm ist wichtig, dass Änderungen weder zu Lasten der Mitarbeiter noch zu Lasten der Kunst gehen. Die künstlerischen Etats der Intendanten Susanne Abbrederis (Sprechtheater 970 000 Euro) und Berthold Schneider (Oper 1,2 Millionen Euro) sind ohnehin für deren Vertragslaufzeiten garantiert.

„Es ist schwierig, in einem Betrieb, in dem 85 Prozent der Kosten Personalkosten sind, weitere gravierende Einsparpotenziale auszumachen“, sagt Nocke. Es werde auf mehrere Bausteine hinauslaufen. „Wir können nur den Aufwand verringern oder die Einnahmen erhöhen“, sagt Schaarwächter. Die nächsten drei Jahre seien die Bühnen noch finanziell gesichert, „aber wir dürfen nicht bis zur Saison 2018 warten“. Nocke ist „zuversichtlich, dass wir zum Beginn der nächsten Spielzeit eine Lösung erarbeitet haben. Damit wir nicht auf eine Insolvenz zusteuern, brauchen wir 300 000 Euro mehr pro Jahr“, sagt er.

Die 80 000 Euro aus dem Jahr 2017 wären schon fast ein Drittel. Allerdings taucht diese Summe in der Finanzplanung für 2018 und 2019 nicht mehr auf. Da könne man glatt auf die Idee kommen, dass davon nur ein Gutachter eingekauft werden soll, der weitere Sparmöglichkeiten herausquetscht.

Nocke setzt auf eine Dauerlösung: „Ich gehe davon aus, dass die Erhöhung des Betriebskosten-Zuschusses fortgeschrieben wird.“ Schaarwächter stößt ins gleiche Horn: „Das müsste man seitens der Stadt verstetigen, denn leider verstetigen sich die Tariferhöhungen auch.“

Mit Beginn der Spielzeit hat sich der Betriebsrat der Bühnen und des Sinfonieorchesters durch eine Kartenaktion bemerkbar gemacht, die auf die prekäre Finanzsituation hinweist. „Der Deckel muss weg“ stand auf Postkarten, die bei Veranstaltungen ausgelegt wurden. Die Aktion läuft nun aus. Noch können die Betriebsräte nicht absehen, wie viele Karten zur Weiterleitung an Oberbürgermeister und Rat abgegeben wurden: „Wir haben aber den Eindruck, dass unser Anliegen auf breites Verständnis stößt.“