Wuppertaler entführt Bond-Girl
Evangelos Grecos ist als Stuntman bereits zum dritten Mal in einem Bond-Film dabei. In „Skyfall“ prügelte er sich auf einem Zugdach.
Wuppertal. Deutsche Akteure in Bond-Filmen? Wer da nur an Gerd Fröbe in „Goldfinger“ oder Gottfried John in „Golden Eye“ denkt, hat Evangelos Grecos übersehen. Das liegt allerdings in der Natur seines Jobs: Grecos ist Stuntman und war nun schon zum dritten Mal beim Bond-Dreh dabei. „Bond ist die absolute Krönung für einen Stuntman“, sagt der 43-jährige Wuppertaler mit griechischen Wurzeln.
Den ersten Einsatz hatte er in „Ein Quantum Trost“ im Jahr 2008, in „Skyfall“ (2012) war er derjenige, der sich in der spektakulären Eröffnungsszene auf einem fahrenden Zug mit Bond prügelt und sich im richtigen Moment wegduckt, als der Zug in den Tunnel fährt.
Im neuen Film „Spectre“, der heute in Deutschland startet, hat er als Stuntman sogar eine winzige Rolle: Er ist der Fahrer von Mr. Hinx (David Bautista), dem bösen Handlanger des noch böseren Bond-Gegenspielers Franz Oberhauser (Christoph Waltz). „Hinx und ich entführen das Bond-Girl, Lea Seydoux, und werden daraufhin von Daniel Craig gejagt.“ Die Verfolgungsjagd inklusive diverser Crashs wurde im Februar rund um Sölden gedreht.
Autofahren ist ein typischer Stuntman-Job. In „Skyfall“ fuhr Grecos zusätzlich Motorrad quer durch den Istanbuler Basar. Zum Standard-Stuntman-Repertoire gehören außerdem Höhenfälle, Stürze, Prügeleien und alles mit Feuer. Gefährlich? „Wir tun ja alles, um das Risiko zu minimieren“, sagt Grecos. „Die Autos werden für die Crashs besonders präpariert. Wenn es brennt, tragen wir feuerfeste Anzüge. Im Gesicht haben wir ein spezielles Gel, das uns hitzefest macht. Fallen und Prügeln üben wir täglich.“
Grecos absolvierte die Ausbildung an einer Stuntschule in Düsseldorf, später in Köln. Dort hatte er auch Sport studiert, brach aber ab. „Ich bin eines Tages aufgewacht und wusste, dass ich Stuntman werden wollte.“ So spektakulär sein Job, so bodenständig und unaufgeregt ist Evangelos Grecos, wenn er von seiner Arbeit erzählt. „Die Eröffnungsszene in ,Skyfall’ dauert im Film vielleicht fünf Minuten, sie zu drehen hat zwei Monate gedauert.“
In mühevoller Kleinarbeit werden die Szenen in einzelne Sequenzen zerlegt und gefilmt. Am Set treffen die Stuntmen oft gar nicht auf die Schauspieler, da die „Action Unit“ — also Techniker und Stuntmen — meistens für sich werkelt.
Doch natürlich ist ihm Daniel Craig schon mehrfach über den Weg gelaufen. Bei den Dreharbeiten zu „Skyfall“ in der Türkei traf er den Bond-Superstar einmal abends im Hotel. „Ich kam als letzter dazu, die anderen standen schon da mit einem Bier. Craig kam auf mich zu, stellte sich unnötigerweise vor und kaufte mir ein Bier. Als ich erzählte, dass ich aus der Nähe von Düsseldorf komme, packte er die paar deutschen Wort aus, die er noch aus der Zeit kannte, als er mit Heike Makatsch zusammen war.“
Den neuen Bond-Film hat Grecos schon in London gesehen. Da gab es eine Sonderaufführung für das Team. Nun muss er ihn noch einmal mit seiner Frau in Deutschland sehen. Die beiden Söhne (10 und 7) dürfen aber noch nicht mit. „Ich möchte nicht, dass sie Filme sehen, in denen Leute umgebracht werden“, sagt Grecos. Dafür dürfen sie in die Stunt-Show, die er im Movie Park in Bottrop auf die Beine stellt. Dort begann er 1996 seine Karriere. Ab 2002 war er vermehrt für Film- und Fernsehproduktionen im Einsatz. Er doubelte auch schon Richy Müller im „Tatort“ und Pierce Brosnan in „Novemberman“.
„Craig kann ich leider nicht doubeln. Das passt optisch einfach nicht“, so Grecos. In dieser Woche geht es wieder nach London. Ein neues Filmprojekt wartet: Was es ist, darf er aber nicht verraten. Nur so viel: Es ist wieder etwas Größeres.