Musikhochschule: Kontakthof für gute Musiker
Junge Talente aus der ganzen Welt lernen in Kursen internationale Dozenten kennen und geben Konzerte.
Wuppertal. „Wuppertal ist eine Stadt südlich des Ruhrgebiets mit einem großen Grüngürtel, allerdings ohne Flughafen“ — so preisen die koreanischen Organisatoren des Euro Music Festivals ihren Studenten die Stadt an. „Wir mussten den Studenten erst erklären, wo Wuppertal liegt“, sagt die Festival-Chefin Christina Kim. Nach Leipzig und Mainz hat sich die Musikhochschule Wuppertal bereit erklärt, Räume und Klaviere für die Meisterkurse zur Verfügung zu stellen. Studenten und Dozenten sind begeistert von dem schönen Gebäude; einziger Wermutstropfen: „Die Hotels sind in Wuppertal ganz schön teuer“, findet Kim.
250 junge Musiker aus der ganzen Welt kommen zu den drei jeweils neuntägigen Sessions. „Ich überlege, in Europa zu studieren, da kann ich hier schon mal Lehrer kennen lernen“, sagt etwa der Geiger Andrew Ng aus Malaysia, der mit seiner Ehefrau Clarissa nach Wuppertal kam. Der Pianist Tal reiste extra aus Israel an: „Ich hörte von der hohen Qualität der Kurse hier und wollte einen internationalen Kurs besuchen.“ Deutschland mit seiner großen Musiktradition hat einen guten Leumund bei ausländischen Musikern. „In Europa, insbesondere in Deutschland zu studieren, heißt etwas in Asien“, lautet auch die Erfahrung der Kölner Cello-Professorin Maria Kliegel. Sie unterrichtet bereits seit 2004 beim Euro Music Festival und freut sich, dass sich inzwischen sowohl bei den Studenten als auch bei den Dozenten Europäer und Asiaten gut mischen.
Kliegel: „Das hier ist eine Art Kontakthof — da sieht man schon, ob die Chemie stimmt. Gute Musiker laden wir dazu ein, sich bei uns zu bewerben.“ So haben begabte Musiker genug Zeit, sich in ihrem Heimatland auf das Auslandsstudium vorzubereiten und vor allem Deutsch zu lernen.
David Shin geht noch in Kanada zur Highschool und hat es trotzdem auf dem Cello schon weit gebracht. Mit großer Geste und intensivem Vibrato spielt er Rachmaninoff. „Intensität alleine reicht nicht — lass es laufen“, rät ihm Maria Kliegel. Sie macht ihm vor, wie unterschiedlich schnell ein Vibrato sein kann und führt seine Hand dabei. „Die Priorität hat aber der Bogen — er macht die Töne lauter, leiser, länger oder kürzer“, erklärt sie in perfektem Englisch. Nach einigen Übungen und Hinweisen klingt das Anfangsmotiv tatsächlich komplett anders, viel ansprechender.