Musikschule: Starkes Gastspiel in Italien

Junge Wuppertaler Musiker überzeugen auf einer Festwoche in der Toskana.

Wenn es sie an diesem Ort tatsächlich gibt, wenn es sich die kleinen Insekten also mit großer Hartnäckigkeit in roten Samtsesseln und aufgeräumten Logen bequem gemacht haben, dann wurden sie von Wuppertalern gehörig aufgeschreckt. Auf gut Deutsch gesagt: Die Musikhochschule ließ am Samstagabend die Flöhe tanzen. In diesem Fall zeugt das nicht von mangelnder Hygiene, sondern von einem tierischen Erfolg, denn Montepulciano heißt übersetzt nichts anderes als "Berg der Flöhe".

Studenten und Dozenten dürfen sich deshalb als fleißige Bienen fühlen: Beim Abschlusskonzert einer internationalen Festwoche zeigten sie, was man in fünf Tagen alles erreichen kann. "Die Herausforderung besteht darin, dass die Studenten nach nicht einmal einer Woche so auftreten, als seien sie seit Jahren ein eingespieltes Ensemble", hatte Flöten-Dozent Dirk Peppel zuvor erklärt. Und tatsächlich. 25 Meisterkurs-Schüler präsentierten sich auf fremdem Terrain so selbstverständlich, dass es nur Eingeweihte wissen konnten: Die einzelnen Besetzungen waren für sie genauso neu wie das Teatro Poliziano, in dem sich die Studenten wie in der Mailänder Scala fühlen durften - vom berühmten Musiktempel hatten sich die Architekten in Montepulciano inspirieren lassen.

Die Scala-Atmosphäre hat offensichtlich auch die Musiker beflügelt. Von Dozenten wie Gerald Hambitzer (Cembalo) und Werner Dickel (Viola) einfühlsam begleitet, wandelten sie auf den Spuren von Johann Sebastian Bachs Söhnen und Wolfgang Amadeus Mozart. Und nicht nur das. Weil Musik in jeder Sprache verstanden wird, brachte Elisa Rabanus (Sopran) britisches Flair nach Italien - mit Haydns "Sailorsong". Für den Höhepunkt des Abends sorgte aber Catalina Bertucci. Bei Johann Christian Bachs "Semplicetta ancor non sai", als sich die klare Stimme der Sopranistin mit den hellen Flötentönen von Heike Thoma perfekt vermischte, dürften wohl selbst die Flöhe im Saal die Luft angehalten haben.

Bertucci ist das beste Beispiel dafür, dass die Musikhochschule nicht nur in Italien Nationen zusammenbringt. "Ich bin nur wegen Barbara Schlick nach Deutschland gekommen. Sie hat einen exzellenten Ruf - bis nach Chile", betont die südamerikanische Sängerin, die seit einem Jahr in Wuppertal studiert. Dem Ruf einer anderen ist Barbara Kuch gefolgt. Allein um ihrer Cello-Dozentin Susanne Müller-Hornbach, die in Wuppertal und Hessen unterrichtet, nahe zu sein, hatte sich die Frankfurterin zum Meisterkurs angemeldet: "Wann kann man schon so intensiv zusammenarbeiten?"

Auch Miriam Sabba (Sopran) genoss den "Luxus, jeden Tag Einzelunterricht zu haben". Carolin Katzenburg (Flöte) ist zwar noch gar keine Studentin, hat sich aber schon jetzt einen Namen bei ihrem angehenden Lehrer Dirk Peppel gemacht. Der Ausflug in die Toskana hat sich also gelohnt - für Menschen wie Flöhe.