Konzert Auftritt mit Beethoven und brasilianischem Rhythmus

Kooperation von Bergischer Musikschule und Lionsclub Wuppertal-Corona bringen die Deutsche Streicherphilharmonie nach Wuppertal.

Antonia Seidel spielt seit drei Jahren in „Deutschlands jüngstem Spitzenorchester“ die Bratsche.

Foto: Fischer, Andreas

Bisher hatte die Landkarte mit den Auftritten des Orchesters da, wo Wuppertal liegt, einen blinden Fleck. Doch das ändert sich - endlich. In Kooperation mit der Bergischen Musikschule bringt der Lions Club Wuppertal-Corona die Deutsche Streicherphilharmonie (VDM) in die Stadt mit ihrem hervorragenden Konzertsaal in der Historischen Stadthalle. Damit geht auch ein Wunsch der Wuppertalerinnen Antonia Seidel, die seit drei Jahren in „Deutschlands jüngstem Spitzenorchester“ die Bratsche spielt, ihrer Mutter Anke Karrasch, die im Lionsclub mitwirkt, und der Leiterin des VDM, Brigitte Baldes, in Erfüllung.

Die Geschichte des Bundesjugendauswahlorchesters beginnt mit den Weltfestspielen der Jugend 1973 in der damaligen DDR. Das von den Musikschulen bestückte Orchester trat auf, wurde bejubelt und entwickelte sich zum festen Ensemble, das nach der Wende 1991 in die Obhut des Verbands deutscher Musikschulen (VDM) überging. Bis zu 80 Nachwuchsmusiker zwischen elf und 20 Jahren aus allen Bundesländern (Schwerpunkt ist der Osten der Bundesrepublik) umfasst der Klangkörper heute. Aufgabe und Ziel: Den Musikernachwuchs fördern.

Pate ist das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, das Dozenten stellt und entscheidenden Anteil an der Qualität des Orchesters hat, dessen „außergewöhnlichen homogen Klang“ nicht nur Anke Karrasch lobt. Sechs bis sieben Mal treffen sich die jungen Musiker im Jahr, um mehrere Wochen gemeinsam zu proben und Konzerte zu geben. Ihre Auftritte führen sie auf namhafte Konzertbühnen. Nachdem die Corona-Pandemie ein Jahr Zwangspause verordnet und so auch das große Projekt zur 30-jährigen Einheit mit seinen zahlreichen Terminen zunichte gemacht hatte, war das Orchester nun im Sommer 2021 18 Tage zusammen, traf sich zu Register- und Tuttiproben, trat in mehreren Städten, von Berlin bis Wien, auf.

Antonia Seidels Weg in die Musik entschied sich in jungen Jahren. Die Eltern schickten sie in die musikalische Früherziehung und nahmen sie zu Familienkonzerten mit, wo sich die Dreijährige prompt (und zu ihrer Freude) für die Geigenspieler begeisterte. Also sorgten sie dafür, dass ihr Kind mit vier, fünf Jahren an der Bergischen Musikschule bei Roswitha Dasch Geigenunterricht bekam. Wieder war es ein Familienkonzert, bei dem die damals Neunjährige auf der Bühne in der Stadthalle die Bratsche für sich entdeckte. Der „volle, warme und tiefe Klang“ des großen Instruments beeindruckte das Kind. Also wechselte es zur Bratsche, die neue Lehrerin erkannte sein Talent, sorgte dafür, dass Antonia an Jugend musiziert-Wettbewerben teilnahm und mit 15 Jahren bei der Deutschen Streicherphilharmonie vorspielte.

Ihr Ziel: Berufsmusikerin
in einem Orchester

In diesem Jahr hat Antonia am Wilhelm Dörpfeld-Gymnasium Abitur gemacht, bereitet sich gerade auf das Vorspielen an Hochschulen vor, wo sie Musik studieren will. Ihr Ziel (natürlich): Berufsmusikerin in einem Orchester. Die Mitgliedschaft im DSP sei zwar prägend, die Kolleginnen und Kollegen wie eine große Familie. Die Liebe zum Orchester aber älter - geweckt in Daschs Kinder-Orchestern, vom Mäuseorchester bis zu den Young Strings, in denen Antonia mitspielte. „Ich mag es, wenn viele Menschen zusammenspielen, etwas Schönes, einen einheitlichen Klang erschaffen.“

Im Frühjahr 2020 begannen die Planungen für das Konzert in Wuppertal, das am 19. September stattfinden soll. Die Bergische Musikschule buchte den Saal, hilft bei der Bewerbung, der Lionsclub übernahm die Finanzierung, will einen Erlös für einen guten Zweck spenden. Auf dem Programm stehen Werke zweier Klassiker, Ludwig van Beethoven und Antonín Dvořák, sowie zweier moderner Komponisten, des Brasilianers Ney Rosauro und des Polen Jacek Domagala. Domagalas Variationen zu Beethoven waren 2020 mit dem ersten Preis beim Kompositionswettbewerb „Beethoven - Zurück in die Zukunft“ ausgezeichnet worden.

Ihre Uraufführung war eigentlich zum Einheitsjubiläum geplant, wird nun als besonderes Highlight nachgeholt. Rosauros Konzert für Marimbaphon und Streichorchester wird von dem Multiperkussionisten Alexej Gerassimez in Szene gesetzt, der „alles zum Rhythmus macht“, freut sich Anke Karrasch auf den Auftritt des Hauptsolisten des Konzerts.   Eine weitere Besonderheit: Am Pult steht Wunschdirigent Marek Janowski, der dem DSP seit vielen jahren verbunden und in Wuppertal aufgewachsen ist, derzeit die Dresdener Philharmoniker leitet.

Weitere Konzerte sind geplant, im 2023 das 50-jährige Bestehen angepeilt. Vielleicht auch mit Antonia, die dann 20 Jahre alt ist.