My Fair Lady: „Et jrient so jrien“ in Cronenberg
Seit April wird der Musical-Klassiker mit Erfolg im Tic-Theater gezeigt. Zur 50. Vorstellung war auch WZ-TV dabei. Weitere Termine gibt es zwischen den Tagen.
Wuppertal. Isabelle Rotter kaut die Vokale richtig, wenn sie als Blumenmädchen Eliza das berühmte "Et jrient so jrien" sagt. Sie flucht hundserbärmlich mit rauer Stimme, schnäuzt geräuschvoll die Nase und schaltet im nächsten Moment auf sanft und freundlich um - man nimmt ihr die Wandlung vom Gossenmädchen zur feinen Dame vollkommen ab.
Ralf Budde hat "My Fair Lady" auf die Bühne Unterkirchen gebracht, und man kann schon jetzt sicher sein, dass der Musical-Klassiker den großen Dauerbrennern im TiC-Theater Konkurrenz machen wird.
Hier passt alles: Bühne und Kostüme hat die professionelle Bühnenbildnerin Kerstin Faber geschaffen. Heimelig stehen jede Menge Bücher mit Goldschrift im Regal, ein gedrechseltes Holzgeländer teilt die Galerie ab, unten stehen Grammophone. Dort frönt Henry Higgins seiner Leidenschaft, der Phonetik.
Quer durch den Saal wurde ein Streifen Straßenpflaster samt Laternen verlegt, damit Freddy (Kristof Stößel) die Straße ansingen kann. Das Ensemble ist hervorragend vorbereitet und geschickt zu den Rollen passend ausgesucht. Da stört es auch nicht weiter, dass nicht alle Darsteller gleich gut singen.
André Klem schmunzelt als Higgins selbstzufrieden, ohne sich groß um sein lebendiges Untersuchungsobjekt zu kümmern. Hans-Willi Lukas gibt einen um Ausgleich bemühten, beflissenen Oberst Pickering. Seinen großen Auftritt jedoch hat Tobias Unverzagt als Elizas Müllkutscher-Vater. Watschelnd wankt er heran und fleht jämmerlich um ein paar Penny für das nächste Bier. Dann wieder hält er mit großer Geste Vorträge und schmettert das berühmte "Bringt mich pünktlich zum Altar".
Karolin Hummerich gibt das resolute Dienstmädchen. Ilka Schäfer Kim Thy Tong, Robert Flanze und Mareike Götzinger verkaufen mal in Straßenszenen Blumen und Obst, dann wieder flanieren sie elegant als Mitglieder der hohen Gesellschaft. Stefan Hüfner hat die bekannten Melodien neu arrangiert und manch überraschende Instrumentierung eingebaut. Seine eingespielte Begleitung sorgt für den nötigen Drive.
Dana Großmann hat schmissige Tanzszenen geschaffen und gut mit dem Ensemble einstudiert. So entsteht eine mitreißende und stimmige Inszenierung, die am Freitagabend mit anhaltendem Beifall und mehreren Rosensträußen bedacht wurde.